Adela Zaharia als Angelica. Copyright: Wilfried Hösl
Münchner Opernfestspiele im Prinzegententheater: ORLANDO PALADINO, 25.07.2018
Die zweite Premiere der Münchner Opernfestspiele findet traditionell im Prinzregententheater statt. Zur Aufführung gelangen seltener gespielte Opern, die im intimeren Rahmen eines kleineren Hauses besser zur Geltung kommen als im großen Nationaltheater. In diesem Jahr ist es „Orlando Paladino“, neben „Armida“ die bekannteste Oper von Joseph Haydn. Musik und Konzeption kommen einem aus Mozart-Opern bekannt vor und entfalten beinahe so große Anziehungskraft und Faszination wie diese.
Die Handlung ist ziemlich verworren. Ritter Orlando liebt die Königin Angelica. Diese wiederum liebt den Sarazenen Medoro und wird von ihm auch wiedergeliebt. Beide können ihr Zusammensein aber nicht genießen, sondern befinden sich ständig auf der Flucht vor dem liebestollen Orlando und dessen Rivalen Rodomonte. Am Ende wird Orlando von der Zauberin Alcina und dem Fährmann zur Unterwelt Caronte von seiner Leidenschaft geheilt, und Angelica und Medoro können endlich ungestört ihre Liebe genießen.
Für Regisseur Axel Ranisch und seinen Bühnen- und Kostümbildner Falko Herold geht es in dem Stück hauptsächlich um Sehnsucht und so verlegten sie das Stück an einen Sehnsuchtsort, nämlich in ein plüschiges Programmkino, das von dem Ehepaar Gabi und Heiko Herz (Gabi Herz und Heiko Pinkowski) mit ihrer Tochter Alcina betrieben wird und in dem Stummfilme aus den 20iger Jahre laufen, zum Beispiel der Film „Angelica und Medoro“. Im Laufe des Abends treten die Schauspieler aus dem Film in die Realität, Tochter Alcina verwandelt sich in die Zauberin Alcina und Heiko Herz wird auf die Leinwand versetzt und versucht dort Frieden zwischen dem von ihm erotisch verehrten Rodomonte und Orlando zu stiften. Die Rahmenhandlung macht das Ganze nicht einfacher, aber durchaus unterhaltsam, jedoch vielleicht auch nicht ganz so spritzig und witzig, wie es sich das Produktionsteam gedacht hatte.
Adela Zaharia und Dovlet Nurgeldiyev als Angelica und Medoro. Copyright: Wilfried Hösl
Musikalisch lohnte sich ein Besuch der Aufführung in jedem Fall. Ivor Bolton und das Münchner Kammerorchester musizierten Haydns Musik duftig und transparent, aber auch mit viel Temperament und Verve. Sie waren den Sängern bei ihren virtuosen Arien und in den Rezitativen aufmerksame Begleiter. Adela Zaharia sang die Partie der Angelica mit ihrem angenehm timbrierten lyrischen Sopran und meisterte alle Schwierigkeiten hochsouverän. Außerdem überzeugte sie darstellerisch sowohl als Stummfilmstar der 20er Jahre als auch als romantisch verliebte junge Frau. Angelicas Liebhaber Medoro war Dovlet Nurgeldiyev. Er begeisterte das Publikum mit seiner wunderschönen, in allen Lagen mühelos ansprechenden lyrischen Tenorstimme, die man in Zukunft gerne öfter in München hören würde. Mathias Vidal konnte als Orlando die verliebte Raserei des Titelhelden sehr gut darstellen, seinem eleganten, feinen Tenor fehlte es für diese Rolle vielleicht etwas an Kraft und Kernigkeit. Der gutaussehende Edwin Crossley-Mercer überzeigte als Rodomonte hauptsächlich optisch, sein kräftiger Bariton war zwar klangvoll, jedoch auch ein wenig eintönig. Tara Erraught war eine stimmgewaltige, spielfreudige und ausdrucksstarke Alcina. Als komisches Paar Eurilla und Pasquale gewannen Elena Sancho Pereg und David Portillo die Herzen des Publikums.
Am Ende herzlicher Applaus des Münchner Publikums für einen unterhaltsamen und interessanten Abend.
Gisela Schmöger