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MÜNCHEN/Bayerisches Staatsballett: Eröffnung der Ballettfestwoche 2015 mit „PORTRAIT RICHARD SIEGAL – Noise – Signal – Silence“,

München: Bayerisches Staatsballett: Eröffnung der Ballettfestwoche 2015 mit „PORTRAIT RICHARD SIEGAL – Noise – Signal – Silence“, 18.04.2015 :

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Unitxt“ – Javier Amo, Ivy Amista, Zuzana Zahradniková; (c) Wilfried Hösl

Das Bayerische Staatsballett eröffnete seine alljährliche Ballettfestwoche am 18.04. mit dem „Portrait Richard Siegal“, einem Ballettabend, der drei Stücke dieses zur Zeit sehr angesagten amerikanischen Choreographen präsentiert: „Unitxt“, 2013 für das Bayerische Staatsballett kreiert, die Uraufführung „In A Landscape“ und „Metric Dozen“, das 2014 für das Ballet National de Marseille geschaffen wurde. Eine Uraufführung zu erleben, ist immer etwas Besonderes und so lag das Hauptaugenmerk des Abends wohl auf „In A Landscape“. Siegal spielt hier mit symmetrischen und asymmetrischen Formen im Raum, lässt seine Tänzer in wechselnden Formationen vor sich bewegenden Raumelementen (Bühnenbild: Konstantin Grcic) wie einem großen weißen Rechteck auf- und abtreten. Auch im Tanz selbst zeigen sich einerseits gerade, klare neoklassische Formen, andererseits gebrochene, runde, von Impuls und Gegenimpuls gesteuerte Elemente. Durch die kühlen, in grau und rosa gehaltenen Ganzkörpertrikots (Kostüme: Alexandra Bertaut) zeigen sich die Tänzer nicht als Individuen, sondern eben als sich verändernde Formen im Raum. Die fast meditative Klaviermusik, punktuell durchsetzt mit elektronischer Musik (Musik: Carsten Nicolai, Ryuichi Sakamoto) gibt dem Stück etwas Geheimnisvolles, fast Mystisches. Aus meiner Sicht ist „In A Landscape“ der gelungenste Teil des „Portraits Richard Siegal“, auch weil es das individuellste Stück des Abends ist und am ehesten eine eigene Handschrift des Choreographen zeigt. Umrahmt wird „In A Landscape“ von den beiden schwungvolleren Stücken „Unitxt“ (Musik: Carsten Nicolai/Alva Noto, Licht Bühne, Kostüme: Richard Siegal: Industrial Design: Michael Grcic) und „Metric Dozen“ (Musik: Lorenzo Bianchi Hoesch, Kostüme: Alexandra Bertaut). Beide Ballette sind rasant choreographiert, in einem Stil, der sowohl Neoklassik, als auch Elemente aus verschiedenen modernen Tanzrichtungen, wie z.B. Street Dance enthält. Zu fetziger, lauter, elektronischer Musik, die oft klingt als käme sie durch einen arg ramponierten Lautsprecher laufen, rennen oder springen Tänzer in wechselnden Gruppe über die Bühne. Die Bewegungssprache ist lässig cool und trotzdem ästhetisch schön anzusehen. Dennoch tragen „Unitxt“ und „Metric Dozen“ eine weniger individuelle Handschrift als „In A Landscape“, deshalb erscheinen sie mit ihren jeweils 30 Minuten Länge auch etwas eintönig. Die Tänzer des Bayerischen Staatsballetts, unter ihnen Ivy Amista, Katherina Markowskaja, Zuzana Zahradniková, Javier Amo, Léonard Engel, Tigran Mikayelyan und Ilia Sarkisov fanden sich mit dem Stil Richard Siegals sehr gut zurecht und hatten sichtlich Freude an den Choreographien. Interessant auch die Gäste vom Ballett National de Marseille in „Metric Dozen“: Kahterina Christl, Kévin Quianou, Corey Scott-Gilbert und Diego Tortelli. Am Ende begeisterter Applaus des Premierenpublikums, das sich im Anschluss an die Vorstellung noch über die „Tanznacht“ freuen konnte, eine öffentliche Premierenfeier aus Anlass des 25 jährigen Bestehens des Bayerischen Staatsballetts in diesem Jahr. Drei Bands, unter anderem ein Wiener Salonorchester luden die Zuschauer nun selbst zum Tanzen ein. Das ließen sich viele nicht zweimal sagen.

Gisela Schmöger

 

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