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MÜNCHEN/ Prinzregententheater: ERO, DER SCHELM von Jakov Gotovać

20.05.2019 | Allgemein, Oper

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Jakov Gotovac

Opernrarität in München: „Ero der Schelm“ von Jakov Gotovać (Vorstellung: 19. 5. 2019)

Wie schon in den letzten Jahren brachte der Bayerische Rundfunk auch heuer in der Reihe „Sonntagskonzerte“ eine Opernrarität konzertant im Münchner Prinzregententheater zur Aufführung: „Ero der Schelm“ von Jakov Gotovać. Diese komische Oper in drei Akten wurde im Jahr 1935 in Zagreb unter der Leitung des Komponisten uraufgeführt und gilt bis heute als die populärste Oper in Kroatien.

Jakov Gotovać (1895 in Split geboren, 1982 in Zagreb gestorben) studierte in seiner Heimatstadt und bei Joseph Marx in Wien. Von 1923 bis 1957 war er Dirigent der Zagreber Oper und leitete daneben mehrere Chöre. Durch die Verwendung volkstümlicher Lyrik und Musik in seinen Kompositionen wurde er zu einem Wegbereiter der nationalen kroatischen Musik, Er schrieb mehrere Opern, doch international bekannt wurde er durch Ero der Schelm. Sie gilt als die populärste Oper in seiner Heimat. In den 30er und 40er Jahren wurde sie auch im Ausland häufig aufgeführt.

Die Oper „Ero der Schelm“, deren Libretto Milan Begović nach einer dalmatinischen Sage verfasste, verbindet kroatische Folklore mit italienischer Sprachmelodie. Ihr Inhalt: Mića gibt sich als der vom Himmel gefallene Ero der alten Volkssage aus, um zu sehen, wie echt Dulas Zuneigung zu ihm ist.  Er führt auf raffinierte Weise die Dorfgemeinschaft und Dulas Vater, einen reichen Bauern, an der Nase herum, bis er sich schließlich als reicher Bauernsohn zu erkennen gibt und Dula zur Frau erhält.  

Vor der konzertanten Aufführung (in kroatischer Sprache mit deutschen Übertiteln) begrüßte Martin Wagner, der Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks, die Besucher des Prinzregententheaters, unter denen sich zahlreiche Gäste aus Kroatien befanden. Nach der Vorstellung gab es im Gartensaal des Theaters einen Empfang, zu dem Vladimir Duvnjak, der kroatische Generalkonsul in Deutschland, eingeladen hatte.


Ivan Repusic. Foto: Bayerischer Rundfunk

Das Münchner Rundfunkorchester spielte unter der temperamentvollen Leitung von Ivan Repušić  – er ist seit der Spielzeit 2017 / 18 Chefdirigent des Orchesters – die Partitur des Komponisten so rasant und ausdrucksstark, dass das Publikum vom Anfang bis zum Schluss begeistert war. Eindrucksvoll auch der Kroatische Rundfunkchor (Einstudierung: Luka Vukšić), der mit erstaunlichem Stimmvolumen agierte.

Beim kroatischen Sängerensemble merkte man rasch, dass es die Rollen dieser Oper wohl in- und auswendig beherrschte. Die Titelrolle sang der Tenor Tomislav Mužek, der erst kürzlich bei den Salzburger Osterfestspielen in Dvořáks Stabat Mater als „Einspringer in letzter Minute“ das Publikum begeisterte. In Zagreb dürfte die Rolle des Schelms Ero eine seiner Hauptpartien sein. Ihm ebenbürtig war die Sopranistin Valentina Fijačko Kobić , die nicht nur stimmlich überzeugte, sondern auch durch ihre bezaubernde Mimik zu gefallen wusste. In ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich der komödiantische Handlungsablauf perfekt wider.

Ihren Vater Marko gab der Bassist Ivica Čikeš mit tief-sonorer Stimme, Doma, Markos Frau in zweiter Ehe, wurde von der Mezzosopranistin Jelena Kordić – als „böse Stiefmutter“ –   meist mit todernster Miene gesungen. Die Rolle des Müllers Sima wurde vom Bariton Ljubomir Puškarić, der international auch als Konzertsänger bekannt wurde, sehr pointiert gegeben. Den Hirten sang als Einspringerin die junge Sopranistin Suzana Cešnjaj.

Das begeisterte Publikum belohnte alle Mitwirkenden mit frenetischem Beifall und Standing Ovations, sodass der Dirigent als Zugabe nochmals den Schlussgesang des Chors wiederholen ließ. Die großartige konzertante Aufführung machte gewiss bei vielen Zuschauern im Prinzregententheater Appetit auf eine szenische Darbietung dieses musikalischen Meisterwerks. Wie wäre es mit einem Gastspiel der Zagreber Oper in München oder auch in Wien?

Udo Pacolt

 

 

 

 

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