Münchner Opernfestspiele: PÉNÉLOPE Neuinszenierung am 18. Juli 2025
Interessante Entdeckung
Die Münchner Opernfestspiele brachten zu ihrem 150-jährigen Jubiläum unter anderem die einzige Oper von Gabriel Fauré, 1913 in Monaco uraufgeführt, heraus, „Pénélope“, im Prinzregententheater. Andrea Breth inszenierte zum ersten Mal an der Bayerischen Staatsoper und stellte vor allem die Frage: Was geschieht, wenn zwei Menschen nach Jahrzehnten der Trennung einander wieder gegenüberstehen? Können Nähe und Vertrautheit wieder hergestellt werden? Die Regisseurin konzentriert sich auf das Innenleben der Titelfigur: Zwanzig Jahre des Wartens, festgehalten in einem Kreislauf aus Ritualen in einer scheinbar still stehenden Zeit.
Victoria Karkacheva singt eine depressive Pénélope mit einem klangvollen und ausdrucksstarken Mezzo. Sie beherrscht das ganze Stück, zumal Brandon Jovanovich als Ulysse wohl nicht in der für ihn passenden Rolle ist und starke Höhenprobleme hat. Für den gestandenen Siegmund ist die Tessitura wohl zu hoch. Außerdem wird er dramaturgisch arg reduziert durch lange Zeiten im Rollstuhl, aus dem er sich später gleichwohl offenbar völlig gesund erhebt und den ganzen 3. Akt bestreitet. Der Rollstuhl ist ein derzeit leider immer wieder bemühter Topos des vermeintlich intellektuellen Regietheaters und ähnlicher theatralischer Bemühungen…
Im Bühnenbild von Raimund Orfeo Voigt dominieren zunächst antike Assoziationen in Form von weißen altgriechischen Statuen, bevor eine Riege von kleinen Zellen langsam vorbeifährt und wechselnde Szenen aus der langen Wartezeit Pénélopes auf Ulysse, vor allem mit der ständigen Bedrängung durch die fünf Freier, zeigt. Ursula Renzenbrink schuf die Kostüme im Licht von Alexander Koppelmann. Es hielt sich alles mehr oder weniger in Schwarz-Grau-Weiß-Tönen.
Die Finnin Susanna Mälkki, ehemalige Chefdirigentin des Helsinki Philharmonic Orchestra, dirigierte das Bayerische Staatsorchester und wusste die komplexen Strukturen der schwierigen Partitur sehr gut auszuloten. Die Musik erinnert bisweilen an Debussy, vor allem seine „Pelléas et Mélisande“ klingt an. Dramaturgisch kommt einem natürlich die „Elektra“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal in den Sinn, wobei Pénélope Elektra und Ulysse Orest wären. Sonja Lachenmayr studierte den guten Chor, das Vokalensemble „LauschWerk“, ein. Doubles für Ulysse und Pénélope machten – wie so oft in neueren Produktionen – nicht unbedingt nachhaltigen Sinn. Rinat Shaham als Euyclée, Thomas Mole als Eumée, Valerie Eickhoff als Cléone und Seonwoo Lee als Mélantho führten weitere zehn Nebenrollen an, alle festspielgerecht besetzt.
Ein guter Abend zum Kennenlernen des Werkes, welches aber – wohl aufgrund seiner Schwere und allzu großen Langatmigkeit – nachvollziehbar nicht in den Opernkanon eingehen konnte.
Klaus Billand