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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: TOSCA

11.05.2019 | Allgemein, Oper


Stefano La Colla (Cavaradossi), John Lundgren (Scarpia). Foto: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper

München: Bayerische Staatsoper: „TOSCA“, 10.05.2019:

Auf die Tosca-Serie Anfang Mai hatten sich viele Münchner Opernfans schon lange sehr gefreut, bot sie doch wieder einmal eine hochkarätige und zum Teil auch außergewöhnliche Besetzung der Hauptpartien. John Lundgren, der seit einigen Jahren vor allem in Wagner-Partien große Erfolge feiert, sang zum ersten Mal in München den Scarpia und zeigte, wie auch schon im März als Jack Rance In „La fanciulla del West“, dass ihm auch italienisches Repertoire sehr gut liegt. Er zeichnete Scarpia als kalten, durch und durch zynischen und brutalen Mann, der sich seiner Machtfülle absolut bewusst ist und sie schamlos für seine persönlichen Zwecke ausnutzt. Vor allem im zweiten Akt schuf er durch sein in jeder Sekunde überzeugendes Spiel und mit seiner zwar nicht allzu dunkel timbrierten, aber kräftigen und frei strömenden Stimme eine so bedrohliche Atmosphäre, dass es einem als Zuschauer Angst und bange werden konnte.


Anja Harteros (Tosca). Foto: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper)

Diese starke Gestaltung verlangte nach einer ebenfalls sehr eindrucksvollen Persönlichkeit als Tosca. Anja Harteros erfüllte diese Anforderung voll und ganz. Ihre Tosca war einerseits eine starke, selbstbewusste Frau, die Scarpia sehr lange standhält und nur einen kurzen Moment schwach wird, bevor sie ihn tatsächlich besiegt. Andererseits brachte sie auch die romantische, zärtliche, fast verspielte Seite der Partie wunderbar berührend zum Ausdruck. Ihre hervorragende musikalische Gestaltung machte die Vorstellung zu einem besonderen Erlebnis, das einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Insbesondere „Vissi d’arte“ sang sie so klangschön, mühelos, gefühlvoll und leidenschaftlich, dabei aber immer stilvoll und ohne Übertreibungen, dass man sich nur schwer eine bessere Darbietung vorstellen kann.

Auch Stefano La Colla konnte als Cavaradossi voll überzeugen. Seinem heldischen, strahlenden Tenor machte die Partie keinerlei Mühe. Besonders die kraftvollen Passagen im ersten und zweiten Akt, inklusive mächtiger, durchdringender, aber trotzdem klangschöner „Vittoria“-Rufe, gelangen ihm ausgezeichnet. Aber auch in den lyrischeren Stellen und in den fein gestalteten Arien „Recondita armonia“ und „E lucevan le stelle“ konnte er das Publikum für sich einnehmen. Dirigent Andrea Battistoni und das Bayerische Staatsorchester musizierten sehr temperamentvoll und brachten sowohl die der Musik innewohnende Leidenschaft als auch die bedrohliche Charakterisierung von Scarpias Welt sehr gut zum Ausdruck. Manchmal geriet der Orchesterklang allerdings etwas laut, so dass die Sänger Gefahr liefen, übertönt zu werden. Am Ende lang anhaltender Applaus eines begeisterten Publikums!

Gisela Schmöger  

 

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