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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: RIGOLETTO

19.10.2013 | KRITIKEN, Oper

München, Bayerische Staatsoper, Giuseppe Verdi, „RIGOLETTO“,  18.10.2013

Unbenannt
Foto: Wilfried Hösl

Abgründig, voll leiser Trauer klang das Vorspiel zum 1. Akt aus dem Graben. Wollte uns Dirigent Stefano Ranzani einstimmen auf Verdis bitterböse Tragödie, die viel mehr zwischen den Zeilen bietet als ein paar bekannte Wunschkonzert-Schlager? Schön wärs gewesen – doch leider, leider, des Komponisten Kunst, die Seelenlage seiner Protagonisten mit feinen und auch leisen Mitteln zu schildern, blieben im Verlaufe des Abends ziemlich auf der Strecke: Da wurde trompetet und gepaukt, der kracherte Verdi vom Dorfplatz demonstriert. Zur Lautstärke kam dann auch noch ein zum Teil wahnwitziges Tempo, als wolle Herr Ranzani die Sänger in einen Schnell-Sing-Wettbewerb schicken. Zum Glück waren jedoch Könner ihres Fachs aufgeboten, die sehr wohl in der Lage waren, sich gegen die Intentionen des Dirigenten und im Sinne Verdis durchzusetzen:  

Saimir Pirgu (Duca) überstrahlte mühelos das Orchester, ist höhensicher, neigte allerdings bei diversen Pianostellen ein wenig zu Ausflügen in die Kopfstimme; George Petean als Rigoletto mit kernigem Bariton, dem der besorgte, gedemütigte Vater weitaus mehr liegt, als der intrigante Hofnarr; Valentina Nafornita wurde nach verhaltenem „Gualtier Maldé“ zu einer wunderbaren Gilda,  mit blühendem Sopran gestaltete sie eine mädchenhafte, träumerische junge Frau dar, die auf der Suche nach der nie gekannten Mutterliebe in die leichtfertigen Hände des Herzogs gerät und  schließlich sich für ihre große Liebe opfert. Mit ganz zarter, schlanker Stimme tröstet sie den Vater und entschwindet im Dunkel der Bühne. Eine durchaus starke Schlussszene. Rafal Siwek in der (vom Regisseur gewollten) Doppelrolle des Monterone/Sparafucile, schien sich beim geschmeidigen Auftragsmörder eindeutig wohler zu fühlen. Mit schwarzer Stimme raunte er in Rigolettos Ohren, wahrlich ein Dämon, dem man in dunkler Nacht besser nicht begegnen möchte.

Alisa Kolosova mit rundem Mezzo und passenden Rundungen spielte überzeugend den Lockvogel Maddalena. Unauffällig und trotzdem präsent die Nebenrollen: Andrea Borghini als Marullo, Dean Power als Borsa Matteo, Christian Rieger als Conte Ceprano und Iulia Maria Dan als Contessa Ceprano, Leonard Bernad als Usciere und Yulia Sokolik als Paggio.

Ein besonders großes Lob gebührt dem Chor, der trotz seiner verordneten Unbeweglichkeit umso bewegender sang.

Die Inszenierung (Dezember 2012) von Árpád Schilling kann man mögen. Sie ist auf keinen Fall verstörend, mag für Manchen aber eher langweilig sein: Am Hofe zu Mantua sitzt das Volk der Höflinge hübsch aufgereiht wie im Audimax und kommentiert das Geschehen ohne eine Regung. Die Gesichter weiß geschminkt und gewandet, mit Masken vor den Gesichtern. Erst nach und nach werden die Hauptfiguren sichtbar, wenn sie ins Zentrum bzw. hier an die Rampe gehen und die Masken abnehmen. An der Rampe, besser gesagt auf dem Souffleurskasten, spielen sich auch die meisten Ensemble-Szenen ab. Ein großer weißer Schleier-Vorhang schirmt diese intimen Szenen dann wieder vom Volk ab. Nun gut, es geht um das innere Bewusstsein der Figuren. Rigoletto, dessen Deformation nicht äußerlich sichtbar, da innerlich, ist; Gilda, die von der Liebe und von der nie gekannten Mutter träumt…. so zumindest erklärt der Regisseur im Programmheft seine Gedanken..

Am Schluss heftiger Jubel für George Petean und Valentina Nafornita. Insgesamt ein würdiger Repertoire-Beitrag zum Verdi-Jahr.

 Jakobine Kempkens

 

 

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