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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: LES CONTES D’HOFFMANN

15.02.2014 | KRITIKEN, Oper

München, Bayerische Staatsoper, Jacques Offenbach, „LES CONTES D’HOFFMANN“,  14.2.2014

Vor allem der prachtvoll singende Chor und die Statisten bewegen sich noch in der Choreographie von Lucy Burge und der Inszenierung von Richard Jones. Die Protagonisten dieser Aufführungsserie hielten sich dagegen mit Vorliebe an der Rampe auf, nicht nur bei den Zwischenvorhängen. Insgesamt aber erweist sich die Inszenierung als sehr repertoiretauglich, ja, sie wartet sogar mit einigem Theaterzauber auf.

Große Freude machte die musikalische Seite: Rachele Gilmore hat ein hübsches Puppengesicht und singt perfekte Koloraturen und bewegt sich so automatenhaft gekonnt, dass man sie wirklich für eine Puppe halten könnte – wenn ihr Puppen-Alter ego nicht die Züge der Premieren-Olympia Diana Damrau trüge. Eine phantastische Antonia sang Eri Nakamura. Die junge Sängerin ist nun seit drei Spielzeiten am Haus und es macht wirklich Freude zu erleben, wie ihre Stimme mit den Aufgaben wächst. Ihr früher schlanker Sopran ist zunehmend voller und lyrischer geworden, sie hat an Mittellage und Tiefe gewonnen. Und neben ihrer stupenden Gesangstechnik wird ihr Spiel immer eindringlicher. Eine Antonia, der man das Singenmüssen, koste es auch das Leben, ohne weiteres glaubt. Leider war die Dritte im Bunde, Giulietta, mit Brenda Rhae eine herbe Enttäuschung. Unsinnlich (ein paar Hüftwackler machen noch keine Erotik!), ein gelangweiltes Hollywood-Girl, noch dazu mit scharfem Sopran – nein, wegen dieser Kurtisane muss sich niemand in Sehnsucht verzehren. Kate Lindsey sang einen mustergültigen Niklausse, spielte zwar mehr einen unbekümmerten Buben, denn die gestrenge oder auch inspierende Muse. Dafür war ihre Stimme ein voller Genuss,  satte Alttöne, warme Mittellage und eine ebensolche Höhe.

Die Fans von Joseph Calleja bejubelten den Sänger, der mit seinem weichen, schlanken Tenor mühelos sang. Allerdings wirkte Calleja auf mich wie ein freundlicher junger Mann, der ein paar Abenteuer erlebt. Als besessener, zweifelnder Dichter konnte er mich nicht überzeugen. Und so wirkte denn die immer wieder aus dem Souffleurkasten gereichte Wodkaflasche mehr wie eine Labung des Sängers, als wie ein notwendiges Überlebenselixier für den dem Wahn verfallenden Hoffmann. Sein Gegenspieler Laurent Naouri sang im ersten Akt zunächst viel zu laut, hatte dann aber die Akustik im Griff und sang und spielte mit prachtvollem Bassbariton so einen teuflischen Gesellen, dass einen das Gruseln ankam.

Immer wieder Vergnügen und Bewunderung erregen die beiden langjährigen Haussänger Kevin Conners als Cochenille und Frantz (mit einer beeindruckenden Koloraturarie, die mit Szenenapplaus belohnt wurde) und Ulrich Reß als Spalanzani. Beide nicht nur hervorragende Sänger sondern auch Erzkomödianten und Verwandlungskünstler par excellence. Constantin Trinks leitete umsichtig das wie immer prachtvoll aufspielende Bayerische Staatsorchester.

Ein sehr guter Repertoireabend. 

 Jakobine Kempkens

 

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