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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: ARIADNE AUF NAXOS – Hingegeben bin ich stumm

24.10.2015 | Allgemein, Oper

München: Bayerische Staatsoper: „Ariadne auf Naxos“ – Hingegeben bin ich stumm, 23.10.2015
 

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Ariadne auf Naxos: M. Eiche (Ein Musiklehrer), , A. Coote (Der Komponist), K. Conners (Ein Tanzmeister) Foto: © Wilfried Hösl

Wie beschreibt man eine Opernaufführung, die eigentlich keine Wünsche offen ließ?

Ein Versuch: Die Inszenierung von Robert Carson, Premiere 2008, spielt mit dem dreifach gebrochenen Topos des Theaters auf dem Theater. Zu Beginn: während der Zuschauersaal sich füllt, probt auf der Bühne eine Ballett-Truppe vor großen Spiegeln Schritte, Pirouetten, macht Dehnübungen, nimmt Anweisungen der Ballettmeisterin entgegen. Man probt offensichtlich eine Aufführung. Das Licht bleibt an, während sich auf der Bühne die Tragödie des Komponisten entfaltet, der seine große ernste Oper gleichzeitig mit einer Harlekinade aufführen lassen muss. Kirill Petrenko dirigierte diese zwischen Ernst und Heiterkeit, zwischen barockem Singspiel und großer Oper oszillierende Musik mit großer Lust am Spiel. In den kammermusikalischen Passagen ließ er die Farben dieser raffiniert instrumentierten Partitur transparent leuchten, die dramatischen Passagen rauschten üppig auf, ohne zu pathetisch zu werden. Er heimste am Ende auch den meisten Beifall ein.
 
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Ariadne auf Naxos: A. Wagner (Ariadne), P. Seiffert (Bacchus) Foto © Wilfried Hösl

Amber Wagner, die die Rolle der Ariadne Mitte September von der ursprünglich vorgesehenen Anja Harteros übernommen hatte, warf sich mit großer Spielfreude und im Vorspiel auch Mut zur Komik in diese Rolle. Sie singt die langen Phrasen der Ariadne mit üppiger, kräftiger Mittellage und immer mühelosen leuchtenden Höhen. Leider kann man Gleiches von ihrem Partner Peter Seiffert als Bacchus nicht sagen, sein Tenor scheint wie ausgeleiert, es fällt ihm häufig schwer, die Höhen zu fokussieren – und deren gab es viele in dieser für einen dramatischen Sänger sehr hochliegenden Partie. Aber manchmal konnte er seine Stimme doch noch in altem Glanz leuchten lassen, das entschädigte dann für das Vorhergegangene. Die beiden stellen im Vorspiel wunderbar komisch das Zerrbild der Primadonna und des Tenors dar, die voluminösen Körper in unvorteilhafte Morgenmäntel gehüllt, aber wenn sie in der Schlussapotheose singend in den gleißend hellen Bühnenhintergrund schreiten, sind alle äußerlichen Unzulänglichkeiten vergessen.

Zerbinetta, die zweite weibliche Hauptrolle, wurde von Strauss als Koloratursoubrette angelegt: Brenda Rae lieh ihr ihre bewegliche Stimme, die mit halsbrecherischen Koloraturen den Männern den Kopf verdreht. Elliot Madore als Harlekin sang sein Liedchen „Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen“ mit schönem Bariton und war ebenso spielfreudig, wie seine Kollegen Dean Power als Scaramuccio, Matthew Grills als Brighella und Tarek Nazmi als Truffaldin, die letzteren drei aus dem Ensemble er Bayerischen Staatsoper. Ebenso aus dem Ensemble besetzt sind Najade, Dryade und Echo, Eri Nakamura, Okka von der Damerau und Anna Virovlansky, die mit den süßen Terzen ihrer Gesänge verzaubern.

Alice Coote sang mit warmem, innigem Timbre, ihr Mezzo war ohne Registerbruch auch zu leuchtenden Höhen fähig. Sie spielte auch sehr überzeugend den Komponisten. Schön die kurze Pantomime, wenn sie/er die gekürzte Partitur an den Kapellmeister, sprich an Kirill Petrenko, übergibt. Markus Eiche als robuster Musiklehrer und Kevin Conners, als Tanzmeister gewohnt souverän, rundeten die Darstellerriege ab.

Wie soll ich also diese Aufführung noch beschreiben. Am besten gar nicht: „Hingegeben bin ich stumm“.

Susanne Kittel-May

 

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