München, Bayerische Staatsoper, Festspiel-Liedermatinée, Thomas Hampson, 27.7.2014
Thomas Hampson, der Amerikaner mit der europäischen Seele, hatte ein reines Strauss-Programm zusammengestellt. Im ersten Teil Wohlbekanntes wie die „Heimliche Aufforderung“, in der Hampson mit seinem wohlklingenden Bariton das Publikum zu umarmen schien oder die „Freundliche Vision“, mit weiten Bögen und gelegentlichen Ausflügen in die Kopfstimme. Auch im „Traum durch die Dämmerung“, in „Die Nacht“, „Befreit“ und „Morgen“ zeichnete der Sänger melancholische Stimmungsbilder, was seiner balsamischen Stimme sehr liegt.
Nach der Pause vier nicht so häufig zu hörende Werke: „Notturno“, eine dramatische Szene, die nicht nur vom wunderbaren Klavierpartner Wolfram Rieger sondern auch von der Geigerin Yamei Yu begleitet wurde, „Vom künftigen Alter“, in dem mit ergrautem Haar fast trotzig von ‚Jugend und Liebesweh‘ gesungen wird, voller Trauer über die nur einmal Gesehene in „Und dann nicht mehr“ sowie „Im Sonnenschein“, in dem es gilt, von der ’süßen Müdigkeit des Lebens auszuruhn‘.
Hampson gebietet nach wie vor über eine große, schlanke Höhe und eine beachtliche Tiefe. Der Sänger verfügt natürlich über eine profunde Technik und hat sich seit Jahren intensiv intellektuell mit dem deutschen Lied auseinandergesetzt. Sein Respekt, ja Verehrung für Textdicher wie Liliencron oder Rückert und für den Tondichter Richard Strauss ist in seinem Vortrag in jedem Augenblick zu spüren. Diese Begeisterung einem Publikum nahezubringen, gelingt Hampson meisterhaft.
Am Schluss bedankt er sich für die Ehre, zum Strauss-Jubiläum in München singen zu dürfen und mit drei Zugaben – natürlich von Strauss.
Jakobine Kempkens