Mörbisch: GLÜCKLICH IST WER NICHT VERGISST – GRANDIOSE FLEDERMAUS ZUM SERAFIN-ABSCHIED (25.8.2012)
Für ihn sollte man wohl den Text der Fledermaus ändern: „Glücklich ist – wer nicht vergisst!“. Und in der Tat – die 20jährige Ära von Harald Serafin in Mörbisch wird noch für einige NachfolgerInnen eine unüberbietbare Messlatte darstellen. Jedenfalls hat der einstige Parade-Danilo sein Konzept weitgehend verwirklicht, Mörbisch auch zum international geschätzten Mekka für Operette werden zu lassen. Die riesigen Besuchertribünen wollen erst einmal gefüllt werden. Bei Serafin waren das immerhin 2 Millionen Besucher. Und allein an der Zahl der zum Finale angereisten Fernseh-Teams zeigt sich die ins Unermessliche gesteigerte Akzeptanz von Mörbisch. Wo sind die Zeiten, wo ein TV-Monument wie Ernst Wolfram Marboe stürzte, weil er gegen die Bacher-Doktrin verstieß „Keine Übertragungen aus Mörbisch!“ ?
Nun also die Fledermaus-„Derniere“ – Serafin entschied sich dafür, die Premierenbesetzung auch zum Abschied antreten zu lassen. Und tat gut damit, denn er bot eine Aufführung, die an Qualitäten gegenüber der Premiere noch stark zugelegt hatte: Manfred Mayrhofer am Pult nahm das Stück sehr ernst, trotz Serafin- Abschiedsrede zum Auftakt, mehreren Gala-Einlagen und dunkel drohenden Wolken – die populärste Johann-Strauss-Operette wurde in keiner Weise „verhetzt“, die Sänger erlebte man als wunderbar begleitet und das Mörbisch-Festival-Orchester als junges Profi-Orchester. Und die Sänger waren alle in Höchstform: Herbert Lippert, dessen Stimme sich immer mehr in Richtung Lohengrin entwickelt, ebenso wie Alexandra Reinprecht, die im Herbst an der Wiener Staatsoper als Elvira debütieren wird.
Großartig Daniela Fally als Adele – ein elementares Theatertalent der Extraklasse! Aber auch Daniel Serafin war ein ausgezeichneter Falke (noch nie erlebte man ihn so souverän und als Zukunftsversprechen), Zoryana Kushpler ein hinreißender Orlofsky, Angus Wood war köstlich als Alfred (und viel besser bei Stimme als am 1.Abend) und Harald Serafin ein unvergleichlicher Charmeur als Gefängnisdirektor Frank. Kein Frosch hat je mit so vielen aktuellen Lachern zur Innenpolitik aufgewartet wie Helmut Lohner („Dieses Kärnten – immer wenn ein Bruder verscheucht wird, taucht der nächste auf !“). Seine Regie setzt auf moderate Modernisierung (Bühnenbild und Kostüme Amra Bergmann-Buchbinder) und entstaubt vor allem das Ballett (Leitung Giorgio Madia).
Als Höhepunkt schwelgten Herbert Lippert und Alexandra Reinprecht mit Franz Lehár (Giuditta), Daniel Serafin begeisterte mit dem „Werberlied“ aus dem Zigeunerbaron. Zoryana Kuspler war eine Carmen mit der gewissen Ausstrahlung. Und lange nachn Mitternacht gab es erst das obligate Feuerwerk, dann neuerlich „standing ovations“ des Publikums und zuletzt noch eine Nachfeier für das Kern-Team in Mörbisch auf der Bühne – man wird sich noch lange an Harald Serafin und seinen unerschöpflichen Enthusiasmus erinnern. Und die Nachfolgerin sollte bald beginnen, Leute zu motivieren!
Peter Dusek