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Michaela Baumgartner: DER BLUMENKAVALIER

11.03.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

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Michaela Baumgartner: 
DER BLUMENKAVALIER
Sehnsucht im Palais
316 Seiten, Verlag Gmeiner, 2023 

Jede Unterhaltungsbranche kennt ihre Genres, das gilt für Romane ebenso wie für das Kino. Historische Frauenromane haben gerade in nüchternen Zeiten ihr Publikum, und eine Frau von heute, die danach greift, geniert sich nicht dafür. Warum nicht in das Wien der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abtauchen, wo nach dem Wiener Kongreß das begann, was man „Biedermeier“ nennt und was nicht nur negative Aspekte hatte. Zumindest nicht für die Adeligen, unter denen Michaela Baumgartner ihre Romane ansiedelt. Da war es wohl das größte Problem, dass eine Komtesse einen „gewöhnlichen“ Menschen ohne Titel nach konservativer Ansicht nicht heiraten konnte…

Mit einem „Debutantenball“ begann es zur Zeit des Wiener Kongresses, da hat die vielseitige, aus Oberösterreich stammende Autorin die Familie des Grafen Friedrich von Wohlleben (ein geradezu Nestroysch aussagekräftiger Name für wohl lebenden Adel) eingeführt. Papa, die Mama in Dauersorge um die Kinder, Sohn Georg und vor allem die Töchter, um die es geht, die vernünftige Sophie und die weniger vernünftige Fanny.

 Im zweiten  Band, dem „Seidenwalzer“, 1815, kommen die Mädels unter die Haube (beide nicht sehr glücklich dabei), und in der Figur der Emilia führt die Autorin eine Bürgerliche ein, die versucht, Modeschöpferin und selbständig zu sein, was damals nicht so einfach war.

Nun ist Band 3 auf dem Markt (wenn die Bücher weiter im Jahresrhythmus erscheinen, wird noch eine Wohlleben-Saga daraus), man schreibt 1816, wieder geht es vor allem um die wilde Fanny, nun verwitwete Gräfin Keynitz, deren Verehrer, der Seidenfabrikant Paul Faber geheimnisvoll verschwunden ist – aber im Wien der Monarchie taucht schon rechtzeitig ein ungarischer Graf auf, so dass die wankenden Gefühle für Spannung sorgen. Sophie hat weiter Probleme mit der englischen Familie, in die sie hinein geheiratet hat, und der Sohn des Hauses hat sein Auge auf Emilia geworfen…

Ein Schwerpunkt des Romans hat, wie der Titel sagt, mit Blumen zu tun, weil Fanny sich in die Gestaltung ihres Gartenpalais stürzt, und die Autorin, als Historikerin in der Epoche sattelfest, scheint auch in punkto Gartengestaltung Fachfrau zu sein. Im Anhang werden nicht nur die historischen Personen verzeichnet, die durch den Roman huschen (etwa Metternichs Sekretär Friedrich von Gentz), sondern es wird auch noch eine Menge Blumen-Wissen ausgebreitet. Somit ist das ein Buch, das Natur- und Gartenfreundinnen besonders ansprechen wird.

Renate Wagner

 

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