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MIKKELI/ Finnland: SLAWISCHES NEUJAHRSKONZERT

Mikkeli / Finnland: Slawisches Neujahrskonzert – 1.1.2014

Natürlich wird auch im finnischen Fernsehen das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker übertragen, und so war es in der Vergangenheit so etwas wie ein Kulturschock, die beliebten Strauß-Melodien von dem hervorragenden, aber eben nur 12 Köpfe zählenden Streichensemble des Städtischen Orchesters, im Englischen unter dem Titel St. Michel Strings fungierend, zu hören. Deshalb war es eine höchst willkommene Idee, statt des „Strauß für Vegetarier“ einmal ein gänzlich anderes Programm unter dem Titel „Slawisches Neujahrskonzert“ zu präsentieren. Dies lag umso näher, zumal SASHA MÄKILÄ, der neue Chefdirigent (vor Mikkeli Assistent bei Kurt Masur und Franz Welser-Möst in Paris und Cleveland) u.a. auch in St. Petersburg studiert hatte.

 Unbenannt
Maria Soloyova, eingerahmt von Dmitry Koleushko und Sasha Mäkilä (Foto: Sune Manninen)

Seinen Kontakten zur Newa-Metropole und zum Mariinsky-Theater war es zu verdanken, dass als Solisten zwei junge Sänger dieses renommierten Instituts gewonnen werden konnten: die Sopranistin MARIA SOLOVYOVA und ihr Partner im Leben und auf der Bühne, der Tenor DMITRY KOLEUSHKO. Mäkilä hatte ein interessantes Programm ausgewählt, in das er zugleich als Moderator einführte; das Orchester konnte seine ganze Qualität in Stücken von Mussorgsky, Tschaikowsky, Schostakowitsch, Dvořák und Borodin (in Bearbeitungen für Streicher) unter Beweis stellen, während im „seriösen“ Part des Konzerts die Sopranistin Rusalkas Lied an den Mond und eine Arie aus Tschaikowskys selten aufgeführter Oper „Die Zauberin“ und der Tenor neben Lenskys Arie ein Stück aus der Oper „Izmena“ von Ippolitov-Ivanov sangen – willkommene Gelegenheit, auch einmal nicht so Bekanntes zu hören. Sasha Mäkilä unterlegte den Solisten einen Klangteppich, auf dem diese ihre Fähigkeiten frei entfalten konnten, und erwies sich als ein höchst begabter, mit den Sängern atmender Begleiter. Maria Solovyova singt am Mariinsky-Theater hauptsächlich Russisches, Kupava in Rimsky-Korsakovs Schneeflöckchen und Militrissa in dessen Zaren Saltan, während sie in Vladikavkaz, wo Valery Gergievs Schwester Larissa Gergieva das dortige Opernhaus leitet, mit Fedora und Trovatore-Leonora im westlichen Repertoire eingesetzt ist. Sie verfügt über einen interessant timbrierten, genuinen Spinto-Sopran, der nicht nur im Höhen-Forte prunkt, sondern auch in mehr zurückgenommenen Momenten beeindruckt. Dmitry Koleushko überwand gekonnt eine Indisposition, die sich besonders in einer gewissen Verhärtung der mit Vollstimme gesungenen Spitzentöne zeigte, bewies aber in den Stücken, die nicht so viel Forte erforderten, eine exquisite Stimmkultur. Beide Solisten präsentierten sich in den das Konzert abschließenden russischen und ukrainischen Folklore-Liedern als geborene Entertainer, die über das reine Singen hinaus die schäumende Stimmung auf der Bühne auf das begeistert mitgehende Publikum übertrugen.

In den Zugaben wurde dann doch die Brücke zur Wiener Musik geschlagen: auf das „Lippen schweigen, s’flüstern Geigen“-Duett folgte noch die Schöne Blaue Donau. Fazit eines exzellenten Konzerts: Es muss nicht immer Wiener Musik zum Neujahr sein.

Sune Manninen

 

 

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