Michael Stuhlpfarrer
PERLEN VOR DIE SÄUE
Frau Kermutz‘ dritter Fall
Alpenkrimisatire
296 Seiten, Paramateurs, 2021
Mittlerweile gibt es allein in der österreichischen Krimi-Szene so viele „Ermittler“, die beruflich oder als Hobby in Kriminalfällen herumschnüffeln, die ihnen immer vor die Füße kollern, dass man selbst als interessierter Leser von Kriminalromanen die Übersicht verlieren kann. Dabei tummeln sich diese Krimi-Helden nicht nur in Wien (einst und jetzt), sondern sind auch Geschöpfe der Regionalia-Welten, mit denen man der Globalisierung wenigstens zwischen Buchdeckeln entgegen wirkt. Kaum ein Landstrich, oft schon ein Ort, der nicht „seinen“ Kommissar hat.
Oder seine ältere Lady, die sich als Miß Marple betätigt, wie jene Brigitte Kermutz, die schon zum dritten Mal im Krimi-Angebot auftaucht und ihre Fans haben muss, sonst könnte der Kärntner Autor Michael Stuhlpfarrer sie nicht so beharrlich im Eigenverlag heraus geben.
Zuhause ist sie in Kärnten, und wenn nun „Perlen vor die Säue“ geworfen werden, begibt sie sich mit ihrer Nichte (die ihr am Ende eine gewaltige Überraschung bereiten wird) zur Einkehr in ein heimisches Karmel-Kloster. Schließlich ist ihr Gatte kürzlich verstorben, und ein bisschen die Seele reinigen, schadet nichts.
Dazu kommt es natürlich nicht, denn in der Frauengruppe, die sich mit ähnlichen Absichten dort zusammen gefunden hat (und wo jede eine Geschichte erzählt, die teils ziemlich skurril sind und nicht wirklich etwas mit der Handlung zu tun haben müssen), geht es drunter und drüber. Natürlich sind Morde aufzulösen, und wie immer liegen Motive in der Vergangenheit… ja, auch Nonnen haben vielleicht einmal abgetrieben.
Es ist viel Dialog und Alltag in dieser Geschichte, der Autor begibt sich sprachlich und gedanklich gelegentlich in Tiefen, die nicht seelisch oder philosophisch gemeint sind, und auch Humor blinzelt reichlich ins Geschehen (etwa, wenn Frau Kermutz. schließlich nicht die Jüngste, nicht so richtig mit den Sozialen Medien zurecht kommt). An Ende lugt sogar Covid ins Geschehen. Vielleicht handelt der nächste Band davon, wie Frau Kermutz mit den Impfgegnern marschiert – zuzutrauen wär’s ihr.
Renate Wagner