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Melodiya Limited Edition Piano Trio Vol.2 auf 180 gr. Vinyl LP. Maurice Ravels Klaviertrio in a-moll mit Sviatoslav Richter, Leonid Kagan und Natalia Gutman

20.04.2015 | Allgemein, cd

Melodiya Limited Edition Piano Trio Vol.2 auf 180 gr. Vinyl LP

Maurice Ravels Klaviertrio in a-moll mit Sviatoslav Richter, Leonid Kagan und Natalia Gutman

 Die Legende lebt in “schwarzes Gold” gespresst

Unbenannt

 In den Sommermonaten 1914 zog sich Ravel nach Saint-Jean-de-Luz Im Baskenland zurück und schrieb dort sein Trio für Klavier, Violine und Cello. „Ja, ich arbeite, und mit der Sicherheit und Hellsicht eines Verrückten. Aber währenddessen arbeitet der Trübsinn auch, und plötzlich breche ich über meinen ganzen B-Vorzeichen in Tränen aus.” Am 4. August 1914, vier Tage, nachdem in Frankreich die Sturmglocken den Beginn des Ersten Weltkriegs angezeigt hatten, schrieb Maurice Ravel diese Zeilen an seinen Freund Maurice Delage. Die Uraufführung des Trios erfolgte schon fünf Monate nach seiner Vollendung, im Januar 1915 in der Salle Gaveau in Paris.

 Das russische Trio Richter, Kagan und Gutman führte dieses kammermusikalische Juwel am 18. September 1983 im Großen Saal des Moskauer Konservatoriums auf. Der Mitschnitt ist nun bei Melodiya zum ersten Mal wiederum klangtechnisch makellos in der auf 500 Stück limitierten Jubiläums-Ausgabe im magnetverschlossenen Cover erschienen.

 Im Rückzug Ravels auf romantische Klangpoesie und neobarocke Strenge kann man, so die Musikwissenschaft, eine bewusste Abkehr von den politischen Zeitläuften erkennen. Eine Überlebensstrategie? Ob die Sowjetkünstler gerade deshalb dieses Trio so geliebt und existentiell unnachahmlich aufgeführt haben? Sei es das „schwerelose Lied“ des ersten Satzes, die im Pantun genannten zweiten Satz überlagerten komplexen Rhythmen, die “Passacaille” des langsamen Satzes oder die höchste technische Virtuosität und gelegentlich orchestrale Wirkung abverlangende Geste des Finales, alles hüllt das Trio Richter, Kagan, Gutman in leuchtende impressionistische Farben. Die klanglichen Valeurs reichen von elegisch träumerischer Grazie bis hin zu den aufgebäumten virilen Ausbrüchen des Finales. Sviatoslav Richter, der hier als primus inter pares den Ton angibt und die energetisch aufgeladene, oft wie improvisiert daherkommende Wiedergabe prägt, ist in der Form seines Lebens. Richter hatte ja bekanntlich ein Faible für Ravel, wie sonst wohl nur noch für Schubert (Wandererfantasie) oder Beethoven.

 Ich hoffe, Melodiya beglückt Musikliebhaber mit noch mehr Schätzen aus dem reichen Fundes der Rundfunk-Archive.

 Dr. Ingobert Waltenberger

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