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MEININGEN: THROUGH HIS TEETH – Kammeroper von Luke Bedford


Shin Taniguchi, Anna Ellersiek, (c) Marie Liebig

Meiningen: Through his Teeth,  von Luke Bedford, 24.10.2020

 In Meiningen wird eine einstündige (Kammer)oper „Through His teeth“ (deutscher Titel: Im Fadenkreuz der Lüge) von Luke Bedford gespielt. Darin wir auf den Text des Librettisten David Harrower ein realer Kriminalfall in England, der über die 90er Jahren andauerte und erst nach der Jahrtausendwende aufgeklärt werden konnte, aufgegriffen. Der Täter wird im Libretto nur R benannt, ein ehemaliger Autohändler, der seine Opfer verführte und über 10 Jahre kaltblütig ausbeutete. Er gab sich als von der IRA gejagter Agent des englischen Geheimdienstes MI5 aus. Mindestens sieben seiner Opfer waren Frauen in wohlsituierten Berufen. Erst die Verstrickungen mit der amerikanischen Kinderpsychologin Kim Adams (in der Oper „A“) führen schließlich zu seiner Verhaftung. A erzählt einer Reporterin ihre Geschichte mit R in Rückblenden. Sie fängt als eine harmlose ‚boys and girls story‘ an. A läßt sich auf den smarten Autoverkäufer ein, obwohl sie gar kein Auto kaufen will. Sie teilt sein ‚gefährliches Leben‘ als ‚Geheimdienstler‘, und es beginnt für sie ein perfides Spiel aus geschürter Angst unde sexueller Abhängigkeit . R beraubt sie ihres Geldes und ihrer Würde, auch ihrer Schwester gelingt es nicht, sie aus den Fängen des Verführers zu befreien. Luke Bedford versteht es,  diese beklemmend angstbesessenen Situationen in Klänge von tiefschürfender Ausdruckskraft zu übertragen, wobei seine Instrumentengruppen zusammen nebst Harfe mit einem Akkordeon charakteristisch eingesetzt werden. Bei den Szenenübergängen kommen exoterische Schnarrgeräusche der Perkussionisten zum Einsatz. Philippe Bach moderiert diese Klänge im Graben mit starker Einfühlung und expressiver Zeichengebung.

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  • Der nach 16 jahren scheidende Intendant des Meininger Theaters und Regisseur Ansgar Haag nähert sich dieser  unglaublichen Story in angemessen diskret zurückhaltender Manier unter Dauereinsatz der Drehbühne Christian Rinkes. Die ausgezeichnete Dramaturgie hat Corinna Jarosch inne. Auf den Anfang im Autosalon folgen Szenen in der designermäßig eingerichteten  Wohnung des Paares und in einem zweistöckigen Restaurant. Alles ist in eine diffuse weißbläuliche Farbigkeit getaucht. Die Abschlußszene spielt auf dem Flughafen, wo es zu einer intrikaten Geldübergabe kommt, R aber dann von der Polizei überwältigt wird.
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  • Zum Ende sieht man A mit der sich ihrer Perücke entledigenden  Interviewerin Carolina Krogius. Es ist nicht sicher, ob A überhaupt diese Festnahme gebilligt hat, eben weil R ihr gesagt hatte, dass ‚falsche Polizisten‘ ihn schnappen könnten.
  • Die elegant-dezenten Kostüme, die auch teils designt erscheinen, sind von Kerstin Jacobssen entworfen.

Die Kamerafrau, die A immer wieder in Großaufnahmen filmt, ist Andrea Flörke. Ihre Schwester wird von Marianne Schechtel mit eher tiefer Stimme gegeben. Carolina Krogius, langjähriges Ensemblemitglied in Meiningen, stellt mit ihrem warmem distinguierten Mezzo die Fragen an A. R wird von Shin Taniguchi mit unterkühltem aber präzisem Bariton eher lässig gespielt. Anna Ellersiek ist die A mit fein perlendem dabei ganz auf Linie gesungenen angenehmen Sopran und in angemessenen Bewegungen.                                                    

Friedeon Rosén

 

 

 

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