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MARLIES WAGNER. Interview mit Marlies Wagner zum Lech Classic Festival 2021

Interview mit Marlies Wagner zum Lech Classic Festival 2021

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Frau Wagner freut sich, das 9. Lecher Classic Festival präsentieren zu dürfen, dass ganz im Zeichen von Ludwig van Beethoven und „Musik für die Ewigkeit“ von 2.-8. August stehen wird. Im Vorjahr musste dieses Konzept noch pandemiebedingt abgesagt werden, große Chorleistungen waren am Beginn der „Wiederöffnung von Kunst und Kultur“ im Sommer undenkbar. So hat Frau Wagner im Mai 2020 ein völlig neues Programm mit den Opernstars Camilla Nylund und Piotr Beczala innerhalb von 2 Monaten vorbereitet und als einer der allerersten und einzigen Festivals Österreichs mit höchster Qualität reüssieren können.

Ist es heuer leichter, das Festival zu organisieren, als im Vorjahr, wo Sie in kürzester Zeit ein vollkommen geändertes Programm aus dem Hut zaubern mussten?

 Natürlich ist es etwas einfacher, weil der enorme Zeitdruck wegfällt. Wir übernehmen größtenteils das ursprünglich für 2020 geplante Programm, um das Geburtsjahr des Giganten Beethoven nachzufeiern.  Allerdings haben wir den Kammermusik-Teil gestrichen und bringen am 7. August einen Abend mit „Beethovens Seele“ mit Orchestersätzen aus Sinfonien, den Liederzyklus „an die ferne Geliebte“ und dem „Heiligenstädter Testament“ (einem erschütternden Selbstzeugnis des Komponisten) und vom Schauspieler Joseph Lorenz vorgetragene Briefe, die Einblick in das Innere des großen Meisters geben.

 Wie läuft der Vorverkauf für das Lech-Festival im Vergleich zu Vorkrisen-Zeiten?

Gibt es viele Stammgäste, die noch zögern, da sie Angst vor Erkrankungen haben?

 Der Vorverkauf hat gerade erst begonnen, aber das Interesse und die Nachfrage ist sehr groß. Ich glaube, dass manche Gäste noch etwas zuwarten, ob es wirklich möglich ist, ohne Maske die Vorstellungen und allfällige Busreisen zu genießen. Unser Partner Lech Zürs Tourismus rechnet schon – wie im Vorjahr – mit einem sehr guten Ergebnis. Man geht davon aus, dass eine sichere Gegend mit dieser traumhaften Naturkulisse und einem großen Veranstaltungshaus mit viel Raum für umfangreiche Sicherheit der Besucher sorgt. Unser ausgeklügeltes Sicherheitskonzept hat sich im Vorjahr bewährt: personalisierte Karten, 3G-Regel, ausgezeichnete Lüftung in der Mehrzweckhalle in Lech. Außerdem müssen bei unserem diesjährigen Festival alle Künstler aus Chor, Orchester und Solisten geimpft sein. Für mich wäre es unvorstellbar, die Chormitglieder, die sich nicht impfen lassen wollen, in einen eigenen Raum – ohne Kontakt zu Publikum und Orchester – singen zu lassen und dann dies auf unsere große Bühne zuspielen zu lassen. Ich spüre, dass unser Publikum uns – auch nach dem geglückten Festival im Vorjahr – vollkommen vertraut und die Lecher-Tage stets genießt.

 Hat die Corona-Situation des letzten Jahres Auswirkungen auf Ihre zukünftige Arbeit?

Werden Sie etwas ändern, dass Ihnen erst jetzt etwas aufgefallen ist, was in Zukunft wichtig sein könnte?

Die Pandemie hat uns doch zum Nachdenken gebracht und die Fantasie weiter angekurbelt. So findet sich als Abschluss beim Eröffnungskonzert auch „Wellingtons Sieg“. Diese Schlachtensinfonie wird sehr selten aufgeführt, obwohl es bei der Uraufführung mit Unterstützung von Salieri und Meyerbeer zu einem sensationellen Publikumserfolg kam. In Lech wird diese „Schlacht am Arlberg“ mit den Schützen aus Tirol und der Trachtenkapelle von Lech nachgezeichnet und interpretiert. Es wird ein großes Spektakel – am 2. August!

 Hat sich Ihre Philosophie „Klassische Musik im ländlichen Raum erleben und neugierig machen“ noch nach der Pandemie erweitert?

 Das ist mir persönlich nach wie vor sehr wichtig, die Lecher für klassische Musik zu begeistern und sie jedes Jahr mit einem neuen, qualitativ hochwertigen Programm zu überraschen. Durch die Integration der Trachtenkapelle in unsere „Schlachten-Performance“ wird, glaube ich, ein weiterer Schritt gelingen, die heimische Bevölkerung noch mehr in das Lech Classic Festival einzubeziehen.

 Wie wichtig ist es Ihnen, die Ehrung von Beethoven nachzutragen?

Gab es kurz Überlegungen, etwas ganz Neues, ganz Anderes zu bringen?

 Nein, eigentlich nicht. Die Bearbeitungen waren im Vorjahr bereits in Auftrag gegeben und das Notenmaterial war bestellt. Das Beethoven-Jahr war komplett vorbereitet und es wird auch in diesem August – mit leichten Änderungen – ein wunderbares Erlebnis.

 Es gibt auch 2021 wieder ein opulentes Programm mit Sinfonien, Konzerten für Klavier und Geige und „große Oper“. Immerhin ein abwechslungsreiches Festival mit 7 kulturell-hochwertigen Abenden an 8 Tagen…Was sind Ihre Highlights?

Besonders spannend wird am 6. August Beethovens einzige Oper „Fidelio“ – konzertant und ohne Dialoge. Unser experimentelles Konzept sieht vor, dass KS Joseph Lorenz durch die Handlung führen wird und in Interaktion sowohl mit den Sängern als auch mit dem Publikum treten wird. Darauf freuen wir uns schon sehr. Der letzte Abend wird geschlossen mit den „Chorfantasien“ und der 9. Sinfonie mit unserem Chor, bestehend aus 26, einzeln ausgesuchten, Mitgliedern. Viele kommen aus der freien Szene und sind mit großem Engagement dabei. Ein weiterer Höhepunkt wird sicherlich das „Tripelkonzert“ am Eröffnungstag mit 3 Künstlern der „Wiener Szene“: Sebastian Bru, Cellist bei den Wr. Philharmonikern, Dalibor Karvay, dem Violinisten und Konzertmeister bei den Wr. Symphonikern und dem Konzertpianisten Gottlieb Wallisch.

 Viele Künstler sind dem Lech Festival seit Jahren treu. Was zieht international gefragte Musiker, wie heuer z.B. Kammersänger Ain Anger zum 3. Mal, immer wieder auf den Arlberg?

 Zuerst einmal legen wir großen Wert auf eine persönliche, freundschaftliche Beziehung. Wir bemühen uns, mit bester Betreuung und einem Verwöhn-Programm aufzuwarten. Manche Künstler genießen die spektakuläre Kulisse in luftiger Höhe und unser Förderkreis veranstaltet Hüttentouren in familiärer Atmosphäre. Natürlich weiß man, dass beim Lech Classic Festival der Qualitätsanspruch von allen teilnehmenden Musikern sehr hoch ist. Das künstlerische Niveau und die mentale und physische Beweglichkeit sind herausfordernd, aber werden außergewöhnlich gut dargeboten. Alle sind in dieser „Festwoche“ von 2.-8. August im Dauereinsatz. Unser Programm reicht für ein Orchester normalerweise für eine ganze Saison und wir spielen das an 7 Abenden! Das erfordert Belastbarkeit, aber unsere erfahrenen Künstler kommen immer wieder gerne, weil sie so auch beweglich bleiben und sich wohl fühlen. Besonders wird die Nähe zum Publikum geschätzt, sowohl während den Vorstellungen als auch innerhalb des Ortes auf der Straße oder in den Lokalen. Es entsteht oft ein intensiver Energieaustausch zwischen Künstlern und Publikum und das ist erfüllend für beide Seiten.

Vielen Dank für das Interview und die besten Wünsche für das Lech Classic Festival 2021.

Susanne Lukas

 

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