Maria Publig:
WALDVIERTELBLUT
Kriminalroman
284 Seiten, Gmeiner Verlag, 2021
Autorin Maria Publig hat nun schon seit einiger Zeit ihre „Heldin“ gefunden, nämlich PR-Dame Walli Winzer, eine Frau in den besten Jahren (frühe Fünfziger, ohne Ermüdungserscheinungen). Und diese Walli hat wiederum ihr Lesepublikum, das offenbar Jahr für Jahr ein neues „Waldviertel“-Abenteuer mit ihr erleben möchte. Zur Erinnerung: Walli hat Wien den Rücken gekehrt und sich in dem 2000 Seelen-Dorf Großlichten niedergelassen, bewohnt das ehemalige Schulhaus und hat sich als bunter Vogel einigermaßen in die an sich nicht sehr fremdenfreundliche Gemeinschaft hinein integriert.
Über ihr Leben dort mit den Dörflern, vor allem aber mit ihrem Kater Filou, wird man ausführlich informiert. Bereits drei Krimis hindurch ist Walli über Leichen gestolpert, und das ändert sich natürlich auch in Buch Nr. 4., „Waldviertelblut“, nicht.
Dass der tote Mann diesmal aus einem Teppich rollt (nicht so sexy wie einst Cleopatra vor Caesar), passiert zwar in Wien, aber der bedauernswerte Verdächtige gehört ebenso nach Großlichten wie Walli, die Augenzeugin beim Leichenfund war. Sie kennt den Toten noch dazu gut (sehr gut in der Vergangenheit). Er ist der Chef einer Tuch- und Teppichfirma mit engsten, wenn auch offenbar undurchsichtigen Beziehungen zur Türkei gewesen, wo er einen Teil seiner Ware in Anatolien fertigen ließ. Und Nico, der fälschlich in Verdacht gerät, hat schließlich nur den unverzeihlichen Fehler begangen, vom Dorf in die Großstadt zu ziehen und zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Da muss Walli schließlich eingreifen.
Wie die meisten Autoren von heute bringt auch Maria Publig gesellschaftlich relevante Themen in ihre Geschichte ein. Was die Stoffproduktion im Waldviertel betrifft, so hat sie sich offenbar so gut darüber informiert wie über die Verhältnisse in der Türkei und die gegenseitigen Handelsbeziehungen.
Angesichts einer modernen jungen Türkin hierzulande wird auch die Frage der integrierten Zuwanderer angesprochen, die noch immer mit den Problemen kämpfen, die durch die Herkunft ihrer Eltern bedingt sind. Auf der Suche nach den Hintergründen des Wiener Mordes begibt sich Walli auch nach Anatolien (via Istanbul), damit es dort prompt eine weitere Leiche gibt.
Ob die Taten zusammen hängen und was dahinter stecken mag – der Krimiteil des Buches ist diesmal nicht allzu spannend ausgefallen. Etwas lebhafter in Räuberpistolenmanier wird es erst, wenn Walli dem Täter eine Falle stellen will. mit ihrem Elektroauto hängen bleibt, also fast zu spät kommt… und damit das Leben einer jungen Frau in Gefahr bringt. Aber da ist auch noch, Walli-Leser werden sich erinnern, der Polizist aus Großlichten, der Sepp Grubinger (er soll abnehmen, verlangt seine Frau!!!), auf den im Ernstfall Verlass ist. Klar, dass Walli ihren Schützling frei bekommt, damit verrät man nicht zu viel.
Das vertraute Lesevergnügen dreht sich um Walli Winzer selbst, in ihrer Gesellschaft ist es meist humorig – ob sie sich ausführlich über diverse Dress-Codes den Kopf zerbricht, in Wien Einkaufsorgien feiert, ob sie einem Flirt mit einem Mann nie widerstehen kann (selbst wenn es ihr „Ex“ ist), ob sie mit Freundinnen in einer Bar Coctails süffelt – oder ob sie überall herumschnüffelt.
Also dann, bis zum nächsten Mal.
Renate Wagner