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MARBURG: RUSALKA

21.05.2014 | KRITIKEN, Oper

MARIBOR/MARBURG: RUSALKA 20. 5. 2014 (Helmut Christian Mayer, Foto.Oper Maribor)

Im Schloss des Wassermanns

Ganz plötzlich färben sich die vielfach herunterhängenden Schlingpflanzen blutrot, während die Umgebung in bedrohlicher, absoluter Finsternis versinkt. Dunkle Rauchwolken steigen auf als von unten die Hexe Jezibaba erscheint. Sie ist ausstaffiert wie eine Domina mit rot-schwarzem Kleid mit riesigem Dekolleté und kniehohen Schnürstiefel, in der Hand eine rote Gerte schwingend. Die Nixe Rusalka hat sie zwar gerufen aber jetzt erstarrt sie vor Angst. Neben solcher Bildmächtigkeit, die auch durch magische Lichtstimmungen und weiters durch geometrische, sich auch am Boden widerspiegelnde rote Formen erzeugt wird, setzen Jirí  Nekvasil (Regie), Daniel Dvorák  (Bühne) sowie Sylva Zimula Hanáková  (Kostüme) auf Symbolreichtum. So ist in Antonín Dvoráks  „Rusalka“ am Marburger Opernhaus die Hexe identisch mit der „bösen“ fremden Fürstin, die um die Gunst des Prinzen erfolgreich buhlt. Zwar nicht unbedingt neu; aber durchaus reizvoll und nicht unlogisch. Weiters zieht die Titelheldin ihre Schuhe, die sie nicht mehr braucht, aus und stellt sie, ständig von einen Spot beleuchtet, an den Bühnenrand als sie wieder ins Wasserreich zurückkehrt. Und mit dem Todeskuss von Rusalka und dem Prinzen zum Finale verdorren zeitgleich sämtliche Wasserpflanzen und fallen herunter.

So beeindruckend die auch teils mit Wasserprojektionen verspiegelte Szene ist, die auch durch einen roten Mercedes-Oldtimer, mit dem der Prinz erscheint, in der Küchenszene mit rollschuhfahrenden Köchen und auch sonst mit viel Ballett aufgemotzt ist, so zurückhaltend ist die Personenführung des tschechischen Regisseurs. Und so wirken die Geschichte der tragischen Liebe einer naiven Wassernixe zu einem Menschen und ihr glückloser Ausflug in dessen Welt weniger berührend als sie sein sollte.

Das dies so ist, dazu tragen auch die beiden zwei Hauptpartien bei. Denn Jana Dolezílková  vermag mit ihrem kleinen, in der Höhe wenig fokussierten Sopran als Titelheldin kaum zu berühren. Tim Ribic  ist ihr geliebter Prinz, der mit seinem Outfit wie ein Elvis-Verschnitt aussieht, dem es jedoch an entsprechender Lässigkeit fehlt, verfügt über einen extrem kleinen Tenor, der trotz Forcierens immer wieder im Orchester untergeht. Hingegen ist Eliska  Weissová eine dominante  und ausdruckstarke Hexe Jezibaba, mit profunden, weichen Bass hört man Valentin Pivovarov als Wassermann. Auch die kleineren Rollen mit den drei Waldelfen Nina Dominko, Mojca Potrc  und Dada Kladenik wie auch Amanda Stojovic  als Küchengehilfin und ganz besonders Darko Vidic  als Förster lassen keine Wünsche offen. Der Chor des Hauses, von Zsuzsa Budavari-Novak einstudiert, singt homogen und klangschön.

Der Interpretation des Orchesters der Marburger Oper unter Jaroslav Kyzlink, das zwar immer wieder farbenreich und gewaltig auftrumpft, und leider immer wieder von der Tuba extrem dominiert wird, fehlt es an Raffinement und Feinschliff. Höflicher Applaus!

 Helmut Christian Mayer

 

 

 

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