Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MANNHEIM/ Rosengarten: LES SIÈCLES

Mannheim: „LES SIÈCLES“ 22.01.2014

 Frankophil das Ensemble, der Solist, das Programm beim 5. Pro Arte-Konzert im Rosengarten pourquoi pas? Der Dirigent und Gründer Francois-Xavier Roth des L´Orchestre „Les Siécles“ vereint ein relativ junges Musiker-Ensemble, welches auf historischen als auch modernen Instrumenten musiziert. In energischer Klangentfaltung, spannungsreicher Phrasenbildung eröffnete man den Abend mit der Suite „Castor et Pollux“ (Rameau) mit bemerkenswert kräftiger Streicherformation. Inspiriert durch die Themen der Suite „Les Indes Galante“ schuf Rameau musikalische, exotische Phantasien in einer Vielfalt von instrumentalen Farben, verstärkt durch rhythmische Trommelelemente zauberte Roth mit dem prächtig aufspielenden Orchester ein prägnantes Klangpanorama. Konträr zum Rokoko folgte das „Violinkonzert Nr. 3“ (Saint-Saens) mit dem französischen Geiger Renaud Capucon. Der in unseren Regionen selten zu erlebende Solist verfügt über ein imposantes, manuelles Rüstzeug, bot eine starke Ausdruckspalette zwischen virtuosem Auftrumpfen, mit feinem Sinn für Koketterie und dezentem Parfüm geschmackvoll vereint in dieser funkelnden, melodischen Musik. Wo Pathos gefordert so im Allegro non troppo hört man auch Gewichtiges, doch bleibt Capucons oberstes Gebot eine aparte Transparenz, gepaart mit sensibler Linienführung im Andantino. Geradezu faszinierend des Solisten urbane Gestik, seine Eleganz und die Raffinesse des Vortrags. In aufgestockter Fülle begleitete das famos aufspielende Orchester sehr temperamentvoll. Die langanhaltende, begeisterte Zustimmung quittierte der charmante Franzose mit einem da capo von Chr. W. Gluck.

Im zweiten Teil erfolgten wieder kleine Jahrhundert-Sprünge zunächst mit der Suite „Zémire et Azor“ von André Grétry dessen Werke heute nur sehr selten auf den Spielplänen der Opernhäuser zu finden sind. Der Dirigent beflügelte die jungen Musiker zu federleichter Transparenz und ließ das orientalische, exotische  Klangepos elegant mit typisch französischem Esprit vortragen. Den konzertanten Abschluss des Abends bildete die „C-dur-Symphonie“ des siebzehnjährigen Georges Bizet, dessen viersätziges Werk bereits die Form jenes inneren, symphonischen Gesetzes beinhaltet. Zart, blühend, farbig lässt Roth mit dem disziplinierten Instrumentarium musizieren, zuweilen schimmern opernhafte Themen diverser Komponisten hindurch, doch strömen die Einfälle unaufhörlich, graziös verspielt, melancholisch, auch leicht pathetisch in diesem bemerkenswerten Jugendwerk. Das Publikum war wiederum begeistert und erhielt zum Nachhauseweg nochmals das Allegro vivace.

Gerhard Hoffmann

 

Diese Seite drucken