Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MANNHEIM / Rosengarten: KONZERT PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON

Mannheim: „PHILHARMONIA ORCHESTRA LONDON“ 11.01.2014

 Dank der Konzertdirektion Pro Arte geben sich seit Jahren im Mannheimer Rosengarten  Orchester und Solisten von Weltklasse die Klinke in die Hand und nun eröffnete das Philharmonia Orchestra London das neue Konzertjahr mit ausschließlich Werken von Peter Iljitsch Tschaikowsky. Der ungewöhnliche Abend wurde mit der symphonischen Kurzballade „Der Wojewode“ aus der ersten Oper des Komponisten eingeleitet. Am Pult der englischen Gäste waltete der ehemalige Pianist von Weltruf  Vladimir Ashkenazy und ließ diese Miniatur als Klangopulenz vorüberziehen.

Evgeny Kissin, Fixstern der internationalen Klaviervirtuosen war der Solist des „Klavierkonzert Nr.1“ und verlieh diesem Ohrwurm einen besonderen Glanz. Nach den einleitenden,  markanten Hornrufen des Orchesters, riss der versierte Solist in einem Hagel von Akkorden das Spiel an sich und ließ bereits in diesem Moment, eine folgende, interpretatorische Sternstunde erahnen. Leicht, breit nimmt Kissin das Allegro con spirito um sich allmählich den erregenden Anklängen des Hauptthemas zu nähern. In technischer Brillanz durchleuchtet der Meisterinterpret die Solokadenzen, offenbarte sein pianistisches Können in bewundernswerter Vielfalt, schmückte das Andante semplice mit glitzernden Arabesken. Ohne Effekthascherei, handwerklicher Perfektion, voll glanzvoller Finessen und trefflich ausbalanciert folgte schließlich der krönende Finalsatz. Begleitend ließ Ashkenazy das Londoner Ausnahme-Orchester in bezwingender Klanglichkeit schwelgen, formierte zu imposanten Steigerungen deren Timing bestach. Die Bravochöre belohnte der Gefeierte mit einer „Etüde“ von Skrjabin.

In straffer Virtuosität servierte der gestisch sparsame Dirigent mit dem exzellent musizierenden Instrumentarium  nach der Pause die „Fünfte Symphonie“ und breitete diese dramatische Musik in epischer Klangfülle aus. Schwermütig trägt die Klarinette das Leitthema voraus, einem Mahnruf des Schicksals gleich gesellten sich Fagott, die Streichergruppen hinzu und formieren sich zur leidenschaftlichen Steigerung.  Sehnsüchtig beginnt das Andante cantabile mit der romantischen Hornmelodie, im Dialog mit der Oboe und entflammt mit dem gesamten Orchesterapparat, in einen Taumel der Verzückung. Nach dem drohenden wiederkehrenden Mahnruf ließ Ashkenazy diesen Satz elegisch, schwerelos ausklingen. Elegante Walzerklänge eröffnen das Allegro moderato, man ließ sich  vom leichten Musizierstil des Orchesters verzaubern, ebenso vom immensen Klangrausch des Gesamtapparates, der technischen Brillanz der Holz- und Blechbläser welche der Dirigent schließlich  in phantastischem Erzählstrom und rassiger Schlagkraft so meisterhaft zum finalen Ausklang führte.

Ein euphorischer Aufschrei des Publikums quittierte das Konzertereignis der Superlative und wurde wiederum mit einer orchestralen „Tschaikowsky-Elegie“ bedankt.

Gerhard Hoffmann

 

Diese Seite drucken