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MANNHEIM/ Rosengarten: KLAVIERKONZERT YUJA WANG

Mannheim: „YUJA WANG“ 30.04.2013
Selbstbewusst in Highheels steuerte ein kapriziöses Geschöpf im modischen, knallroten Mini zum Flügel und legte los! Die Rede ist von der 25-jährigen, chinesischen Ausnahme-Pianistin Yuja Wang und ihrem gefeierten Klavierrecital im Rosengarten. Gleich einem Feuersturm eröffnete die zarte Person kraftvoll-dynamisch das Presto von Lowel Liebermanns „Gargoyles“, bündelte die vertrackten Intervalle zu melodischen Klangdimensionen und beschließt im Presto feroce explosionsartig imposant diese interessante Komposition. In der „Sonate Nr. 2“ von Serge Rachmaninoff artikuliert Wang mit blitzsauberen Techniken in variablen, wundervollen Schattierungen, verblüfft in atemberaubender Virtuosität, spürt den melodischen Harmonien nach, bleibt im heroischen Ausdruck stets kontrolliert, ihr klares Spiel in Spannung und Entspannung überzeugt in jeder Phase.

Nach der Pause erklangen zwei Preziosen von Alexander Skrjabin zunächst die „Sonate Nr. 2“ in nuanciertem Farbenspiel, Yuja Wang transponiert das Leichte dieser Miniatur in filigrane Transparenz. Prickelnd, pianistisch erstrangig folgte die „Sonate Nr. 6“, das Spiel der jungen Pianistin wirkte sehr differenziert, geprägt vom Mut zur Ekstase, in Anschlag, Tempo, Phrasierung lässt sich dieses expressive  Werk wohl kaum schöner gestalten. Bemängeln Puristen bei dieser phantastischen Interpretin oftmals kühle, übermenschliche Techniken, fehlende Herzenswärme  – weit gefehlt, bei aller Brillanz wirkt ihr Spiel stets geprägt von hoher Sensibilität und ungewöhnlicher Musikalität.

Maurice Ravels „La Valse“ bildet den krönenden Abschluss des vielseitigen Recitals, klingt zu Beginn in magisch-dunkler Dimension, langsam steigert Wang die Walzervariationen, in schierer Besessenheit entwickelt sie eine fast bedrohliche Fulminanz, setzt schon fast unverfroren perfekte Veränderungen, um schließlich dieses impressionistische Werk in unglaublicher Brillanz zu beschließen. Für die grenzenlose Begeisterung im Saal bedankte sich die anmutige, bescheidene Künstlerin großzügig mit zwei Trankriptionen von Bach und Tschaikowsky, dem atemberaubend vorgetragenen Chanson bohéme (Bizet) sowie der traumhaft, elegisch  musizierten Etude Nr.3 (Chopin).

Gerhard Hoffmann

 

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