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MANNHEIM/ Rosengarten: DANIEL BARENBOIM . Schubert-Sonatenrecital

Mannheim: „DANIEL BARENBOIM“ 18.12.2013

 Zu seinen Wurzeln der frühen Tage als Pianist kehrte Daniel Barenboim zurück, adelte das ehrwürdige Rosengarten Konzertgebäude des Jugendstils mit einem Sonaten-Recital des Komponisten Franz Schubert und entführte die Zuhörer in überirdische Sphären. Welche Wohltat für Auge und Ohr einen Pianisten fernab jeglicher Selbstdarstellung, ohne Gestik, in bewundernswerter Schlichtheit, regelrecht bescheiden ausschließlich im Dienst des Komponisten musizierend zu erleben. Der vielseitige Künstler der internationalen Musikszene eröffnete sein Programm mit der „A-Dur-Sonate D 664“, beleuchtete in harmonischem Wechsel die Licht- und Farbwirkungen dieses relativ kurzen Werkes, ließ sich selbst von romantischen Empfindungen leiten und bestach mit kantabler, lebendiger Variabilität des Anschlags. Forsch, rhythmisch verstärkt wirkten die Kontraste der folgenden „A-moll-Sonate D845“ im klaren Klang des Moderato. Barenboim vereint pianistische Tugenden mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als sei intelligentes wie klanglich generöses Musizieren das Selbstverständlichste der Welt. Verblüfft, staunend nimmt man die jugendlich-frisch aufblühenden Töne, die Kaskaden, die Intervalle wahr, lässt sich von den Sonatensätzen und ganz besonders der Lyrik des Scherzo sowie den wunderbar variierten Impressionen des Rondo verzaubern. Heftiger Applaus geleitet den bescheidenen Künstler in die Pause, welcher die Huldigungen fast demütig von allen Bühnenseiten entgegen nimmt.

Die grosse „D-Dur-Sonate D 850“ bildete den finalen Höhepunkt des faszinierenden Abends. Transparent, in hellen Farben durchleuchtet Daniel Barenboim das Allegro vivace, gibt diesem Beginn den Reiz von gezügelten Tempi. In wunderbarer Klarheit entfaltet sich das Leichte, das Fröhliche aber auch das besinnliche Ernste dieser Musik. In vieldeutigem Wechselspiel vermittelt sodann der hervorragende Künstler die lieblichen Weisen, die schwebende Schönheit des Scherzo und lässt an der unheimlichen Lebensfreude des Ländlers teilhaben. Brilliant in der Spielart entlädt sich schließlich in überraschend introvertierter Deutung das finale Rondo mit der herrlichen Melodik, in markant gesetzten Akkorden, in feinen Nuancierungen lässt Barenboim in berührender Schlichtheit das Werk ausklingen. Man ist fast betäubt, vermag nicht zu applaudieren angesichts des vollkommenen Glücks. Doch überschwänglich und heftig feierte man den exzellenten Künstler.

Gerhard Hoffmann

 

 

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