Mannheim: Fanciulla del west/Mädchen aus dem Goldenen Westen 26.6.2014
Regisseur Tilman Knabe interpretiert Puccinis Fanciulla neu als Auseinandersetzung zwischen US- Amerikanern und Mexikanern kurz nach dem von Mexiko verlorenen Krieg 1808-1810, bei dem ja auch um US-Siedler in den Grenzregionen ging, und bei dem Mexiko große Gebiete wie Kalifornien und Florida an die USA verlor. Bei Knabe fängt die Oper mit der Eroberung eines Forts seitens der Amerikaner an, in dem sich die Goldgräber aus verschiedenen Ländern später sammeln. Das ist sehr prägnant gemacht, obwohl man im ersten Moment auch an Afganistan oder Irak denken konnte. Die Indianer Wowkle und Billy werden aber noch unterhalb der unterdrückten Mexikaner gesehen, die sie ihrerseits unten halten, auch wenn das unglückliche Paar mit dem toten Kind am Ende den hier wieder „siegreichen“ Mexikanern zujubeln. Es werden einige der Goldgräber (z.B.Sonora) von Knabe als solche identifiziert, und somit liest er die Schlussaktion von Minnie und Dick Johnson jenseits der Liebesgeschichte als bewaffneten Aufstand. Das ist wie oft bei Knabe knallhart durchgeführt und auf einer bereits kriegsbeschädigten Bühne mit kugeldurchlöchertem Saloon samt Beobachtungsturm von Johann Jörg umgesetzt. Die wüst-fantasievollen Kostüme für Goldgräber und die Monsteruniformen des US Militärs sind von Kathi Maurer und Annett Lausberg entworfen. Besonders auffallend das sexi weiße Latex Outfit von Minnie mit Doppelhalftergürtel.
Alois Seidlmeier dirigiert das Orchester geschmeidig. In den Nebenrollen singen singen bzw.treten auf Bertram Klemm, John Dalke, Bryan Boyce, Ludovica Bello und Magnus Piontek. Die Goldgräber werden eindringlich von Reuben Willcox, Peter Maruhn, Christoph Wittmann, Deniz Yilmaz, Caio Monteiro, Allan Evans als Sid, David Lee (Trin) und Nicola Diskic als Sonora verkörpert und gesungen. Einen grausamen Geschäftsmann Ashby, der auf das Geld der Goldgräber scharf ist, gibt Sung Ha. Dick Johnson wird mit steigerungsfähig auftrumpfendem Tenor von Roy-Cornelius Smith gesungen, als Liebhaber verbleibt er dagegen etwas unbeweglich und blass. Sein Widersacher Jack Rance, Karsten Mewes, ist ein verschlagener grausam eifersüchtiger US-Sheriff mit gut fokussiertem schneidend markantem Bariton. Ludmila Slepneva bewegt sich als Tabledancerin und an der Stange gekonnt, während sie gleichzeitig für die Jungs aus biblischen Psalmen rezitiert und Whyskie spendiert. Stimmlich hat sie auch noch einiges zu bieten und kann ihren farbigen Sopran zu echtem Leuchten pushen.
Friedeon Rosén