Mannheim: Die lustige Witwe 31.12.2014
Die diesjährige Weihnachtspremiere am Nationaltheater war die Lustige Witwe von F.Lehar. Natürlich eignete sie sich damit auch sehr gut als Silvestervorstellung, aber nur einer, während viele Häuser mittlerweile ihre ‚Silvesterkracher‘ an Silvester doppelt präsentieren. Aber Mannheim gibt sich mit einmal vollem Haus zufrieden, danach gehen ja noch einige Besucher in die hauseigene Silvesterparty. Die Witwe-Produktion selber steht unter der Schirmherrschaft des französischen Botschafters, er auch ein Vorwort dazu im Progranmmheft verfasst hat. Dann kann ja eigentlich nur wenig schief gehen. In der Tat gibt es eine ganz gediegene Aufführung, in die der Grisettentanz 3.Akt noch etwas Pfeffer hineinbringt, weiters ist sie durch die weltfremd dummen Späßchen des quasi gehörnten Ehemanns und pontevedrinischen Botschafters Zeta und seines Lakeien Njegus, der hauptsächlich mit witzig slawischer Aussprache glänzt, gezeichnet. Eine weitere ‚Geschichte‘ ist die Verliebtheit zwischen Valencienne und Camille de Rossilon, die letzlich in einem Pavillon endet. Das ganze ist sehr lieb und neckisch und im Ballettstil inszeniert, wie die beiden über die Bühne tänzeln (Inszenierung & Choreographie: Renato Zanella), so daß es sich tatsächlich auch wie eine ganz eigene Story lesen läßt. Andererseits kommt der Danilo wie ein durchtriebener junger Lebemann über die Rampe, der sich der Hanna G. von Anfang an sicher ist, eben nur ein bißchen pokern will. Seine vorgeblich gute Absicht, Hanna Glawari, die als selbstsicheres ‚blondes Gift‘, meist von großer Männereskorte umgeben ist, ausschließlich der Liebe wegen zu heiraten, kann man ihm nicht ganz abnehmen. Die Chöre, mit den eifersüchtigen Frauen und Männern bestückt, sind in das Bewegungsspiel hinein verflochten, das im 3.Akt mit einem raschen happy end (außer für Rosillon) aufwartet. Viel getanzt wird erst auf einer mit Holzkisten vollgestellten, Versteck bietenden Bühne, beim Grisettenball vor einer mit Goldlametta behängten Kleinhalle sowie um besagten großen Rundpavillon (Bb.: Dirk Becker), wobei die Bühne aber durchgehend offen ist, was es den SängerInnen akustisch nicht gerade leicht macht. Die schönen farblich abgestimmten Damenkostüme und für die Herren auch slawisch inspirierte Outfits hat Esther Walz entworfen. Die schönen Walzer- und Orchestermelodien werden im Orchester von Joseph Trafton bestens aufbereitet und serviert, das Publikum wird manchmal zum Mitklatschen animiert.
Die Grisetten, die auch bei den Refrains des Lieds von Valencienne mitsingen, sind Magdalena Anderson, Tamara Glassl, Isa Holl, Bianca Magyar und Irina Prodan. Die beiden Herren, die der Glawari fast immer Geleit geben, sind Magnus Piontek und der Tenor Raphael Wittmer. Markus Francke singt den Camille mit gefühlvollem ganz operettenhaft zurückgenommenem feinstimmigem Tenor. Seine Valencienne ist die hübsche Vera-Lotte Böcker, die in weiß-rosa Kleid wie eine Feder über die Bühne gleitet, dazu einen angenehm timbrierten Sopran singt und als ‚Obergrisette‘ auch mal etwas deftiger zur Sache geht. Thomas Jesatko ist als Zeta unschlagbar und trumpft dabei noch mit feschem Baßbariton auf. Den Danilo singt Raymond Ayers mit besonders flexiblem Bariton, der im Timbre auch jederzeit ganz exquisite Wirkung zeigt. Anna Glawari ist Astrid Kessler und kann mit einem schönen Sopran glänzen, den sie gut dosiert, wie auch ihre angenehme Erscheinung, in die Waagschale wirft.
Friedeon Rosén