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MANNHEIM: DER RING AN EINEM ABEND (Loriot)

Mannheim: Der Ring an einem Abend (Loriot) 4.10.2015

 In seiner Reduktion Wagners ‚Rings des Nibelungen‘ auf ca. 3 1/2 Stunden gelingt es Loriot, die wesentlichen Teile der Ring-Opern einzubinden, so dass mit seinen Sprechtexten zwischendurch (Sprecher mit angenehmen Sprachfluss: Thomas Peters) ein lebendiger Eindruck der Tetralogie bei völligem Verzicht auf die Szene entsteht. Natürlich nimmt Loriot eine subjektive Gewichtung vor, das ist aber bei einer derartigen Kürzung des 16 Stunden- Werks auch völlig unvermeidlich. Auch bemerkt man in seinen  den Texten  den Bezug zur 80er Jahre-Entstehungszeit. Weiter kommt in seinen Texten immer wieder eine oft scherzhafte Ironie zum Ausdruck, die das Publikum zum Lachen bringt, aber weit weg von jeglicher Denunziation des Werkes bleibt. Einzig das Bonmot in seiner Präambel, dass, falls die Rheintöchter Alberich gegenüber „entgegenkommender“ gewesen wären, hätte sich Wagner die Opern zur Gänze ersparen können, erscheint doch eher frauenfeindlich.

 Das Nationaltheater-Orchester bietet eine außerordentliche Leistung unter dem agilen Dirigat von Alois Seidlmeier. Natürlich ist es etwas ganz anderes, das Orchester derart live auf der Bühne zu erleben. Zumal den tiefen Blechbläsern bei ihrer exorbitanten Tongewinnung zuzusehen…

Als Sänger konnten die meisten aus dem Ensemble, die die gegenwärtigen Ring-Inszenierung von Achim Freyer tragen, die nächsten Sommer wieder zyklisch gespielt wird, aufgeboten werden. Eine Besonderheit war, dass Thomas Jesatko hier den Wotan und den Alberich mit schlankem drahtigem Baßbariton  sang, was auch kurios rüberkommen konnte, wenn sie in direkter Auseinandersetzung begriffen waren. Als Wälsungenpaar reüssierten Ingeborg Greiner und Roy Cornelius Smith. Neu als Brünnhilde war Heike Wessels, die über einen voluminösen durchschlagenden Sopran verfügt und eine äußerst vitale Interpretation samt soliden leuchtenden Höhen zu bieten hatte. Einen sehr guten Aufrtritt hatte auch Katrin Wagner als geschmeidige Gutrune. Den Siegfried gab Scott MacAllister äußerst textverständlich bei schöner gefühlvoller Tonproduktion. Uwe Eikötter/Mime war szenisch bei Freyer in besserer Erinnerung. Einen tollen Hagen legte John in Eichen mit klassisch-wuchtigem Baß hin. Thomas Berau sang mit breitem warm timbriertem Bariton den Gunther.

 

Friedeon Rosén

 

 

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