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Manfried Rauchensteiner: BETRIFFT GESCHICHTE

31.12.2023 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

buch rauchensteiner geschichte v~1

Manfried Rauchensteiner 
BETRIFFT GESCHICHTE
Ein Streifzug durch die Zeiten
411 Seiten,
Verlag Böhlau, 2023 

Professoren werden gefragt. Nach Vorträgen, nach Katalogbeiträgen, nach Zeitungsartikeln zu bestimmten Gedenktagen, nach Kommentaren, kurz, es fällt neben den „großen“ Werken – und davon hat Manfried Rauchensteiner genügend geschrieben – noch vieles an.

 Sollte man ihn nun zu seinem Achtziger nach etwas „Neuem“ gefragt haben, so wäre man ein Jahr zu spät, denn der runde Geburtstag hätte sich für den gebürtigen Kärntner (* 1942) im Jahr davor ergeben. Aber gerade Überlegungen zur Geschichte haben ja nicht unbedingt ein Ablaufdatum.

Rauchensteiner, vor gut zwei Jahrzehnten bekannt als Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums. Universitätsprofessor und Österreichs Kapazität in militärhistorischen Fragen, meint im Vorwort geradezu humoristisch, dass kurze Artikel dem ungeduldigen Lesern von heute entgegen kämen – wer läse heutzutage schon viele hundert Seiten? (Gäbe es solche Leser nicht, seine Standardwerke über den Untergang Habsburgs und die beiden Weltkriege samt ihren Folgen wären nicht so erfolgreich gewesen.)

Die ausgewählten Artikel, Aufsätze und Feuilletonbeiträge, die von praktisch allem handeln, hat er dann zumindest in einigen Großkapiteln locker thematisch zusammen gefasst, so dass anfangs einiges chronologisch passiert, von den Habsburgern bis Hitler, später dann thematische Schwerpunkte gesetzt werden.

Es ist bunt genug, wozu man lesend eingeladen wird.  Und ein Streifzug durch die Zeiten ist es auch, denn es reicht von Maximilian I. bis zu den nahen Umstürzen und kriegerischen Auseinandersetzungen, und es ist feuilletonistisch erzählte Geschichte, die dem Leser nicht die Wissenschaft in die Augen staubt.

Mancher Titel weist in die Richtung, was man zu erwarten hat („König Kreisky und die Briten“), andere verlassen sich auf die Neugierde des Lesers. Hinter „Das sterbende Kamel“ steckt keine arabische, sondern eine italienische Geschichte. Und so manches überrascht wirklich: Dass Österreich überhaupt „Galeerensträflinge“ hatte, würde man nicht für möglich gehalten haben, aber sie hingen tatsächlich mit Österreichs kurzer Herrschaft in Venedig und dem Zusammenstoß mit Napoleon zusammen.

Am leichtesten tut man sich natürlich mit Biographischem – Prinz Eugen und Metternich, der „himmlische“ Kaiser Karl und Stalin, und der Nachruf auf Historiker-Kollegen Johann Christoph Allmayer-Beck fiel sehr persönlich aus. Und über Militärmuseen hat er sich, Fachmann aus erster Hand, auch den Kopf zerbrochen.
Kein trockenes Geschichtsbuch also, auch keines, das man  auf einmal durchlesen wird – das ist ja der Vorteil von unzusammenhängenden Geschichten, dass man sie stets neu zur Hand nehmen kann. Die meisten der Artikel sind übrigens ursprünglich in der „Presse“ erschienen, Seine kritischen Bemerkungen zum „Heldenplatz“ hat ihm allerdings der „Standard“ abverlangt.

Zu jedem größeren Überkapitel gibt es eine bunte Bildseite – aber auch sonst hätte es dem Buch genützt, hätte man die klein und hell gedruckten Textwüsten mit ein paar sprechenden Bildern aufgelockert.

Renate Wagner

 

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