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Manfred Baumann: SALZBURGSÜNDE

09.07.2021 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

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Manfred Baumann:
SALZBURGSÜNDE
284 Seiten, Gmeiner Verlag 2021

Osterfestspiele in Salzburg. Kommissar Martin Merana, bereits zum neunten Mal Held eines Salzburg-Krimis von Autor Manfred Baumann, hat die Feiertage bei seiner Großmutter im Pinzgau verbracht und ihre Küchenkünste genossen. Für den Ostermontag hat er eine Karte für „Parsifal“ (den man ausführlich geschildert bekommt, der Autor ist fraglos kultur-affin). Die Festspiel-Präsidentin darf auch vorkommen, man meint ihren charakteristischen Tonfall direkt zu hören. („Corona“ spielt nicht mit.)

Allerdings baut sich da schon ein ungewöhnlicher Fall auf – bei einem Spaziergang auf dem Kapuzinerberg hat eine Dame mit Hund unter dem Kadaver einer Gämse einen Totenschädel gefunden. Dieser und das dazugehörige Skelett sind allerdings Jahrzehnte alt.

Ein Kriminalfall der anderen Art, aber im vertrauten Milieu der Stadt, in dem der Autor, lebenslanger Salzburger, sich so gut auskennt. Viel Salzburger Topographie fließt zwanglos in die Geschichte ein, wer sich ein bisschen dort auskennt, freut sich daran.

Ein bei der Toten gefundener Ehering weist den Weg zu einer Frau, die vor 65 Jahren spurlos verschwunden ist – und deren Tochter  kennt Merana. Sie war seine Professorin, als er einst studiert hat. Nun geht es in die Vergangenheit, um der geschätzten Dame endlich Gewissheit über das Schicksal ihrer Mutter zu verschaffen, die plötzlich weg war und eine Elfjährige zurück ließ…

Die ermordete Mutter war Lehrerin, einige ihrer ehemaligen Schülerinnen finden sich noch. Raffiniert wird man via Schloß Fuschl auf eine falsche Fährte geführt – bis plötzlich in der Gegenwart ein Mord geschieht. Eine der noch lebenden Schülerinnen, die Merana gerade erst besucht hat, ist tot.

Da scheint sich das Geschehen nun neu zu erfinden, der sehr verdächtige Sohn der Ermordeten, einer ehemaligen Lokalpolitikerin, eine Gruppe Umweltaktivisten mit einer verhaltensauffälligen Jugendlichen im Zentrum, und eine attackierte Industriellenfamilie tauchen auf.

Das ist kein Haudrauf-Action-Krimi, man wird nicht vor Spannung auf dem Sofa wetzen, das erzählt sich gewissermaßen ruhig, logisch in der Abfolge und fast behaglich – bis dann die Fäden von Vergangenheit und Gegenwart (wo es auch Merana fast an den Kragen geht) zusammen geführt werden.

Was die Lösung des Krimis betrifft, so ist sie durchaus überraschend: Man hat zwar in kursiv geschriebenen Zwischenkapiteln den einstigen Täter nur als rabiaten jungen Mann kennen gelernt, der auf Elvia-Songs versessen war… aber das weiß man ja noch nicht. Und eine Chance, auf den Richtigen zu kommen, gab es für den Leser seriöserweise nicht (man „rät“ doch so gern mit). Aber das liegt in der Natur der Geschichte, und am Ende versucht der Autor noch ein paar Drehungen und Wendungen…

Das Rätsel der Toten auf dem Kapuzinerberg ist jedenfalls gelöst, und der nächste Krimi um Kommissar Merana und seine durchwegs sympathischen Kollegen (dass der Chef zickig ist, na ja) wird wohl kaum auf sich warten lassen. Hoffentlich mit einem griffigeren Titel als dieser Salzburg-„Sünde“, die in diesem Zusammenhang nicht sonderlich einsichtig ist.

Renate Wagner

 

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