Richard Strauss: Der Rosenkavalier • Luzerner Theater • Vorstellung: 26.01.2023
Luzerner Fassung nach der Fassung für mittelgrosses Orchester von Eberhard Kloke
(2.Vorstellung • Premiere am 21.01.2023)
Trotz allem eine beeindruckende Leistung
Das Luzerner Theater zeigt, zum ersten Mal, Richard Strauss Meisterwerk «Der Rosenkavalier». Für ein «kleines Haus» ist das, auch in einer Fassung für mittelgrosses Orchester, eine grosse Leistung.
Foto © Ingo Hoehn
Die Inszenierung von Lydia Steier und Matthias Piro (Regie und Co-Regie) folgt eng dem Libretto der Luzerner Fassung (u.a. Streichung von Annina und Valzacchi). Zum Verhängnis wird der Arbeit, dass sie einerseits versucht das Stück zu modernisieren, in die Gegenwart zu holen, und andererseits doch nicht vom Rokoko lassen kann. So entsteht der bleibende Eindruck von Unentschlossenheit. Blake Palmer hat dazu eine grosse Show-Treppe und ein variables «Bassin», nutzbar als Wasserbett für die anfängliche Bettszene zwischen der Feldmarschallin und Octavian oder, mit Brettern abgedeckt, als Podium für das Lever, als Bühnenbild entworfen. Die ebenfalls zwischen den Zeiten schwankenden Kostüme hat Alfred Mayerhofer entworfen.
Foto © Ingo Hoehn
Gespielt wird am Luzerner Theater die «Fassung für mittelgrosses Orchester» von Eberhard Kloke. Kloke ist, es damit gelungen, eine aufführungspraktische Alternative für Häuser zu schaffen, in denen die 93 Musiker des originalen Rosenkavalier-Orchesters keinen Platz finden. Seine Transkription zeichnet sich durch ein verschlanktes Klangbild und differenzierte Klangschärfung aus. Als sich das Orchester eingespielt hat, gelingt es Robert Houssart das Luzerner Sinfonieorchester zu einem schlanken und dennoch intensiven Klang zu animieren. Es ist alles da, was da sein muss, nur nicht in der erschlagenden Übermächtigkeit, die 93 Musiker in diesem kleinen Haus bewirken würden. Mark Daver hat den Chor des Luzerner Theaters, der sich ideal ins Klangbild einfügt, vorbereitet.
Eyrún Unnarsdóttir bleibt als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg leider eher blass. Die Stimme sitzt und ist tadellos geführt, aber mit der Bühnenpräsenz will es an diesem Abend nicht so richtig, weder in der Liebesszene zu Beginn der Oper noch als moralische Instanz, die ihren Liebhaber freigibt. Christian Tschelebiew leiht seinen herrlichen Bass dem Baron Ochs auf Lerchenau. Aber inszenierungsbedingt bleibt seine Bühnenpräsenz ebenfalls eher mau. Auch Solenn’ Lavanant Linke in der dritten Hauptrolle als Octavian, genannt Quinquin ist musikalisch untadelig, szenisch aber gehemmt. Jason Cox weiss mit markant kernigem Bariton als Herr von Faninal zu überzeugen. Tania Lorenzo Castro gibt des Herrn von Faninal Tochter Sophie mit klarem, jugendlich-frischen Sopran und sticht mit dieser Bühnenpräsenz aus dem übrigen Ensemble heraus. Valérie Junker als Kammerzofe Mariandl ist als Spielleiterin quasi dauerpräsent und stimmlich bestens dispniert. Das Ensemble ergänzen Antonia Bourvé als Jungfer Marianna Leitmetzerin, Vladyslav Tlushch als Polizeikommisar, der eingespielte Mauro Peter als Ein Sänger, Ziad Nehme als Haushofmeister und Tierhändler, Daniel Foltz-Morrison als Leopold auf Lerchenau, Xenia Romanoff als Modistin und Sofía Pollak als adelige Waise.
Trotz allem eine beeindruckende Leistung!
Weitere Aufführungen:
Fr 03.02.2023; So 05.02.2023; Fr 10.02.2023; So 12.02.2023; Mi 15.02.2023;
So 05.03.2023; Sa 11.03.2023; Mo 10.04.2023.
28.01.2023, Jan Krobot/Zürich