Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LUZERN: NETREBKO & SCHROTT ERSTMALS GEMEINSAM IN DER SCHWEIZ. Konzert

24.01.2012 | KRITIKEN, Oper

Anna Netrebko und Erwin Schrott zum ersten mal gemeinsam in der Schweiz für ein Konzert in Luzern, im KKL am 23.01.2012

 Anna Netrebko und Erwin Schrott gastierten am Montag im restlos ausverkauften Konzert- und Kongresshaus, KKL Luzern. Den beiden Superstars der Opernwelt schien es in Luzern prächtig zu gefallen und sie genossen den Abend in vollen Zügen, in dem sie sich regelrecht austobten auf der Bühne, sich liebkosten und das Publikum mit witzigen Einlagen herrlich aufheiterten. Ihre beider Spielfreude machten den Konzertabend sehr lebendig und selbst für Opernkenner zum einzigartigen Genuss. Spätestens bei Donizetti ist man vollends zufrieden: Das Adina-Dulcamara Duett gab es gekonnt vollständig mit Männerchor.

Erwin Schrott ist ein spielfreudiger Humorist und um spontane Spässe nie verlegen. Bei Leporellos Register-Arie zeigte er sein profundes können als Mozartsänger, als Dulcamara in Donizettis „Liebestrank” versteigerte der Bassbariton ein russisches Wässerchen. Der Dame in der ersten Sitzreihe bot er die Flasche an, diese wiederum nutze die einmalige Chance für sich und griff entzückt zu. 

Er sang mit männlicher satter Farbe und einem unvergleichlichen schönen Timbre, spielte mit entwaffnender Körperlichkeit, war als der neue, moderne Typus eines attraktiven geschmeidigen Bilderbuch-Interpreten zu erleben. Er bezauberte als Bösewicht (Le veau d’or aus *Faust“ / Charles Gunod), zeigte stimmliche Agilität als Dulcamara (Udite, udite, o rustici aus L’elisire d’amore / Gaetano Donizetti) und versprüht uruguyaischen Schmelz (Despierta negro aus „La tabernera del puerto“ Arie des Simpson / Pablo Sorozabal). 

 Anna Netrebko die wie keine andere Sängerin dem Klische einer Primadonna zu entsprechen scheint, war von Beginn an in gut gelaunter bestechender Form und bot eine konstante hochkarätige Leistung. Ih wunderbar timbrierter, frei strömender Sopran sprach in allen Lagen ansatzlos an, war in jeder Phrase präsent und in seiner Reinheit betörend. Subtil waren ihre Auftrittsarie (Il Bacio / Luigi Arditi), gespickt mit gekonnten Koloraturen und gezielten Ausbrüche ihre Juwelenarie (Ah, je ris de me voir aus „Faust“ / Charles Gunod) und ergreifend und voller Reife ihr Lied an den Mond (Rusalka / Antonin Dvorak). 

 Verspielt, rührend und verliebt waren die beiden in den Duetten: Quanto amore! (L’elisire d’amore / Gaetano Donizetti), Lippen schweigen (Die lustige Witwe/Franz Lehar), Bess, You ist my woman now (Porgy und Bess). Als Zugabe sang Anna Netrebko Il mio babbino caro (Gianni Schicchi/Giacomo Puccini) und Erwin Schrott gab mit Mikrofon und Verstärker einen tollen Tango zum Besten.  

 Mit diesem einmaligen Konzert feierte Luzern die Stars. Die 1700 Zuschauer im akustisch ausserordentlich hervorragenden Saal von Jean Nouvel applaudierte das begeisterte Publikum Anna Netrebko und Erwin Schrott mit nicht enden wollenden Standing Ovations. Für diesen Erfolg stand nicht nur das populäre und facettenreiche Programm, welche Meisterwerke grosser Komponisten vereinte und mit einem südamerikanischen Tango abrundete, es waren vor allem die beiden Ausnahmestimmen die jede für sich allein bei Arien oder gemeinsam bei Duetten Musikgenuss auf allerhöchstem Niveau boten und keine Wünsche offen liessen. Unterstützt wurden die beiden Stars vom Weltklasseorchester der Prager Philharmonie unter der profunden Leitung des italienischen Dirigenten Claudio Vandelli

 Marcel Paolino

 

 

Diese Seite drucken