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LUZERN/ Globe Theater im Luzerner Theater: IL BARBIERE DI SIVIGLIA von Gioachino Rossini/Alexander Krampe

Es wäre das Minimum an Ehrlichkeit gewesen, die Inszenierung als Oper buffa nach Rossini zu deklarieren

Gioachino Rossini/Alexander Krampe: Il barbiere di Siviglia, Globe Theater im Luzerner Theater, Vorstellung: 27.09.2020 abends

 (2. Vorstellung seit der Premiere am 25.09.2020)

Es wäre das Minimum an Ehrlichkeit gewesen, die Inszenierung als Oper buffa nach Rossini zu deklarieren

Landauf, landab sind Theater glücklich wieder spielen zu können, tun dies entsprechend kund und passen ihr Programm entsprechend an.

Erste Musiktheater Premiere am Luzerner Theater ist Rossinis „Il barbiere di Siviglia“. Die ersten vier Vorstellungen finden in dem im Zuschauerraum für die getanzte Version von Shakespeares „Wie es Euch gefällt“ errichteten Globe-Theater statt; nachher wird die Produktion auf der normalen Bühne weiter gespielt. In den ersten vier Vorstellungen wird die Bearbeitung für Kammerensemble (13 Instrumentalisten) von Alexander Krampe, „Haus-Arrangeur“ der Kammeroper München, gespielt, danach dann die Original-Partitur.


Bartolo (Flurin Caduff)  und Rosina (Diana Schnürpel); Foto ©Ingo Hoehn.

Das hinter dem Bühnenbild positionierte Luzerner Sinfonieorchester unter Leitung von Alexander Sinan Binder überzeugt trotz seiner Positionierung mit sattem, farbigem, ungewohnten Klang. Ungewohnt, das zu Krampes Bearbeitung auch ein sich überraschend gut in den Klang einfügendes Marimbaphon und ein Akkordeon gehören.

Hyojong Kim als Graf Almaviva erfreut das Publikum mit einem hellen, gut tragenden, höhensicheren Tenore di grazia. Eungkwang Lee als Figaro macht die Benachteiligung durch sein nicht mal ansatzweise vorteilhaftes Kostüm stimmlich mehr als wett und erfreut mit seinem kernigen Bariton. Flurin Caduff als Bartolo ist wie immer eine sichere Bank und vielbeschäftigt. Die Krone des Abends gebührt Diana Schnürpel als Rosina, die mit intensivem Spiel und traumhaften Koloraturen zu überzeugen vermag. Robert Maszl als Fiorello nutzt die Möglichkeiten seiner konzeptionell massiv aufgewerteten Rolle. Vuyani Mlinde  als Don Basilio, Camila Meneses als Berta und Marco Bappert Offizier ergänzen das überzeugende Ensemble.

Der Herrenchor des LT bewältigt seine kurzen Einsätze mit Bravur.


Figaro (Eungkwang Lee) und Rosina (Diana Schnürpel) ; Foto ©Ingo Hoehn.

Das Regiekonzept von Martin G. Berger, für das Jakob Brossmann einen Treppenturm (zwei ineinander verschlungene Treppen) als Bühnenbild und Sarah-Katharina Karl die wenig sinnfälligen, unästhetischen Kostüme geschaffen hat, ruft die alte Weisheit in Erinnerung, dass weniger manchmal mehr sein kann. Sein Konzept wählt die Perspektive aus der Situation der aktuellen Pandemie, will theatrale Reaktion auf das Hier und Jetzt sein und die gegenwärtige Situation weiterdenken und in die Zukunft schauen. Kurz: Berger überlädt Rossinis Meisterwerk dermassen mit Gedanken und Ideen, die dem Stück nicht innewohnen, dass es zusammenbricht. Allein die notwendigen Umstellungen der einzelnen Nummern, das Neuformulieren der Handlung fürs Programmheft, das Neudichten der Dialoge und Ändern der Figurenkonstellationen, damit das Konzept vermeintlich funktioniert, hätten Warnung genug sein müssen. Es wäre das Minimum an Ehrlichkeit gewesen, die Inszenierung als Oper buffa nach Rossini zu deklarieren.

Was ist nun das Konzept Bergers? Er verlegt die Oper in ferne Zukunft in ein Land, in dem ein Berührungsverbot herrscht. Eine Hygienepolizei wacht über die Einhaltung des Verbots. Fiorello, ein Revolutionär, Figaro, ein Krimineller  und Rosina im Bestreben sich abzunabeln wollen die Aufhebung des Verbots erreichen. Zum Schluss stirbt Bartolo und alles bleibt so, wie es ist. Mit dem Barbier von Sevilla hat das nichts zu tun.

Ein szenisches Ärgernis!

Weitere Aufführungen:

Bearbeitung für Kammerensemble:         Do 01.10.2020, 19.30; Fr 02.10. 2020, 19.30.

Originalbesetzung:                                        Fr 16.10. 2020, 19.30; So 18.10. 2020, 19.00;

Mi 21.10. 2020, 19.30; Fr 23.10. 2020, 19.30; So 25.10. 2020, 13.30; So 01.11. 2020, 13.30;

 

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