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LUDWIGSBURG: SIEGFRIED – Generalprobe

24.10.2012 | KRITIKEN, Oper

Ludwigshafen: SIEGFRIED –  GP 23.10.2012

 Mit „Siegfried“ der der Kooperations-Ring Halle-Ludwigshafen in seine Zielgerade. 2013 wir der in beiden Städten zyklisch gespielt. dahinter verbirgt sich auch eine enorme Leistung der relativ kleinen Stätten. Aber es haben sich ja wirkliche Talente zusammengefunden: Hansgünther Heyme, Intendant des Pfalzbau Ludwigshafen für Inszenierung und Ausstattung soiwie der GMD des Theaters Halle und Chefdirigent der deutschen Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz, Karl-Heinz Steffens. Mit diesem seinem Ludwigshafener Orchester und den gebündelten Kräften aus Halle bringt er hier auch Siegfried in einen sicheren Port.

 Heyme hält für Siegfried an seiner etwas didaktisch und brechtisch beeinflußten Konzeption fest, wenn vor und nach den Akt-Schlüssen ein moralisch -philosophischen Dichtikon in großen Lettern auf einem Decker vor der Bühne prangt. Auf einem Hochsitz in einer mit Glitzerstahl aufgepeppten Schmiede fühlt sich Mime eigentlich schon zu Beginn als König in seinem Reich und läßt sich von Siegfried, der immer mit Bären präsent ist, nicht ins Boxhorn jagen. Ralph Ertel macht das auch gesanglich ganz toll, indem er die Endphrasen oft nach oben „wegwischt“, was die Figur ironisch charakterlich noch schärft. Mit seinem schwarz-weiß gestreiften Anzug hat er auch etwas Clowneskes. Siegfried, ‚ganz in weiß‘ im Anzug mit freiem Oberkörper darunter, erscheint wie ein perfekt erzogener großer Junge. Andreas Schager besitzt einen tollen jungheldischen Tenor, den er aber etwas differenzierter einsetzen sollte. Fast alles kommt im Einheitsforte. Dabei gibt die Staatsphilharmonie aus dem Graben auch immer wieder günstige Vorlagen, die Stimme mal zu reduzieren. Auch sonst hat Steffens sehr gute Arbeit mit seinem Orchester geleistet, es klingt alles eher leichtfüßig, nie schwer gestemmt, und er begleitet auch oft verspielt, eben scherzohaft (Waldweben). Der Wanderer ist dann im wahrsten Sinne des Wortes Strippenzieher. Gerard Kim ist angenehm timbriert, singt die Rätselwette ruhig geführt und muss auch in der Höhe nie forcieren. Alberich (Gerd Vogel in etwas mönchischer Kluft) gesellt sich später der Gruppe dazu und seine Überbesorgtheit in Bezug auf den Ring kontrastiert gut zur asiatisch anmutenden Abgeklärtheit des Wanderers. Der Drache wird wie üblich durch Projektionen dargestellt und stirbt dann als Mensch (Christoph Stegemann mit großem leicht orgelndem Baß). Für den Waldvogel hat sich Heyme eine ganz kleine Mahagonyfigur sowie ihr lebendes Ebenbild, aber auch an Strippen vom Bühneboden heruntergezogen, vorgestellt. Es ist die Sängerin Sophie Klußmann mit schnellen und flüssigen Koloraturen, die sie gut artikuliert mit süßem Timbre vorträgt. Die Erda (gesanglich ein ganz warm durchglühter Alt der Deborah Humble) wird hier mit einem Riesen- bemalten Tuch quasi umgekehrt vom Bühnenhimmel ganz nach unten gezogen, um endlich in einer Bodenversenkung zu verschwinden. Siegfried ‚durchschreitet‘ die realen Feuer. Ein Meisterwerk ist auch die 2-Personenregie bei Brünnhildes Erweckung, die den psyhopathologischen Befindungen besonders Brünnhilds gekonnt nachspürt. Als echter Heyme-Gag tritt, wenn zitiert, auch das Pferd Grane auf und nickt artig. Sehr schön die jugendlich leichte und smarte Stimme der Lisa Livingstone, die sich ihren Co Part neben dem Strahletenor Schager auch noch gut erarbeitet.

Friedeon Rosén

 

 

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