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LUDWIGSBURG/ Seeschloss Monrepos: KLASSIK OPEN AIR UND FEUERWERK

Klassik Open Air & Feuerwerk am Seeschloss Monrepos bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

BEI „AIDA“ FUNKELT DAS FEUERWERK

Klassik Open Air & Feuerwerk bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen/LUDWIGSBURG am 18.7.2015

Auch in diesem Jahr gab es wieder ein glanzvolles Open-Air-Konzert am Seeschloss Monrepos unter der fulminanten Leitung des jungen britischen Dirigenten Duncan Ward mit Höhepunkten des italienischen Opernrepertoires. Mit feurigen Arien und lyrischen Kantilenen von Verdi bis Puccini begeisterte die russische Sopranistin Venera Gimadieva das Publikum. Es lag ein Hauch von der Arena von Verona in der Nachtluft. Gleich bei der Ouvertüre aus „La Forza del Destino“ von Giuseppe Verdi trumpfte das bestens disponierte Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter der Leitung von Duncan Ward machtvoll auf. Der unerschöpfliche Reichtum an Stimmungen, Farben und Empfindungen trat glanzvoll hervor. Bei der Arie der Elvira „Qui la voce sua soave“ aus Vincenzo Bellinis Oper „I Puritani“ überraschte Venera Gimadieva mit feinen gesanglichen Schattierungen und einem weichen Timbre in der Mittellage. Glutvolle Farben und dramatische Impulse fehlten bei dieser Darbietung ebenso wenig. Leise und sphärenhafte Klänge gefielen dann bei Giacomo Puccinis Intermezzo aus der Oper „Manon Lescaut“. Das leitmotivisch verwendete Orchestermotiv meldete sich feinnervig. Duncan Ward besaß dabei einen genauen Sinn für durchsichtige Orchesterfarben. Auch der berühmte Walzer der Musetta „Quando me’n vo“ aus Puccinis „La Boheme“ besaß wundervollen Schwung und klare klangliche Balance, wobei die Fülle kleiner Themen und Motive den kristallklaren Zauber von Venera Gimadievas Sopranstimme wie ein großer Blumenstrauß schmückte. Ergreifend schlicht bot Venera Gimadieva dann die Arie der Lauretta aus Giacomo Puccinis Oper „Gianni Schicchi“, wo die sphärenhaften Momente nochmals hervorblitzten. Mit kraftvollen Staccato-Attacken meldete sich die Ouvertüre zur Oper „Luisa Miller“ von Giuseppe Verdi, wilde Brio-Momente stachen heftig hervor. Ein weiterer Höhepunkt war Venera Gimadievas Interpretation von Szene und Arie der Lucia „Il dolce suono…Apargi d’amaro pianto“ aus Gaetano Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“. Melodischer Zauber und kantabler Wohlklang der Koloratursängerin entfalteten sich in vielen Nuancen. Nach der Pause, in der man die laue Sommernacht am Waldsee des Lustschlösschens mit einem spritzigen Glas Vino Bianco genießen konnte, brach die hochdramatische Wucht der Ouvertüre zu Verdis Oper „Nabucco“ über den Köpfen des tausendfachen Publikums wie ein Blitz herein. Die Hauptmomente der Handlung konnte man so präzis nachvollziehen. Bei der Arie der Violetta „Addio del passato“ aus Verdis „La Traviata“ zeigten sich einmal mehr die Parlando-Reize und die bewegende Intimität des verhaltenen Seelengemäldes dank der gelungenen Darstellung der Sopranistin Venera Gimadieva. Nicht weniger elegant löste Duncan Ward die graziösen Herausforderungen und figurativen Schlenker von Donizettis Ouvertüre zur Oper „Don Pasquale“, wo die thematischen Verbindungen geradezu lustvoll ineinander übergingen. Die natürliche Verflechtung von italienischem Melos mit den prickelnden rhythmischen Essenzen der französischen Opera comique überzeugten auch bei der von Venera Gimadieva schwebend leicht gesungenen Cavatina der Norina „Quel guardo il cavaliere“ aus Donizettis „Don Pasquale“. Abgesehen von geringfügigen Intonationsungenauigkeiten der Bläser fesselte die Leistung des Orchesters der Ludwigsburger Schlossfestspiele unter Duncan Ward ebenso beim Intermezzo aus Pietro Mascagnis Einakter „Cavalleria Rusticana“. Die Stille vor dem Sturm besaß hier elektrisierende Spannungskraft. Den Bolero der Elena „Merce, dilette amiche“ aus Giuseppe Verdis „I Vespri Siciliani“ gestaltete Venera Gimadieva mit breitströmenden, von innerer Leidenschaft erfüllten Kantilenen. Das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele begleitete sie unter Duncan Ward nicht allzu dezent, manchmal wäre mehr Zurückhaltung noch besser gewesen. Aber dennoch gefiel die Interpretation aufgrund der gesanglichen Ebenmäßigkeit und des abgerundeten Ausdrucks. Auch die Ouvertüre zu Verdis „Il Vespri Siciliani“ gestaltete das Orchester durchsichtig und packend. Ein vielfältiger Feuerzauber begründete zuletzt das gewaltige Feuerwerk am Seeschloss mit „Marcia trionfale“ aus Giuseppe Verdis Oper „Aida“. Ungeheurer Formwille und ägyptisches Kolorit waren deutlich herauszuhören, wenngleich man sich die Trompeten noch strahlkräftiger gewünscht hätte. Jubel für diesen effektvollen Abend, der mit einer hoffnungsvollen jungen Sängerin bekannt machte: Venera Gimadieva, der neuen „Traviata“ des Moskauer Bolschoi-Theaters.

 Alexander Walther

 

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