Ludwig Güttler „Weihnachtsmusik“ bei Berlin Classics
MIT GLANZ UND GLORIA
Weihnachtsmusik mit Ludwig Güttler bei Berlin Classics erschienen/

Episoden der biblischen Weihnachtsgeschichte sollen durch diese Stücke erhellt werden – doch Weihnachten steht im Zentrum dieses Projekts, so der versierte Trompeter Ludwig Güttler. Die Weihnachtszeit führe Menschen am stärksten an die Musik heran. Für Güttler war Pavel Josef Vejvanovsky eine aufregende Entdeckung, als er im Schlossarchiv von Kremsier nach alten Notenhandschriften forschte. Gleich zu Beginn fesselt hier die Missa Salvatoris für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor, zwei Trompeten, Streicher und Basso continuo von Pavel Josef Vejvanovsky, wo die thematischen Zusammenhänge leuchtkräftig betont werden. Das Sächsische Vocalensemble agiert dabei mit gesanglicher Transparenz und Leuchtkraft. Diese „Erlöser-Messe“ weckt den Gedanken an die Ankunft des Herrn. Flächenartige Grundierungen und liedhafte Melodik stechen dabei in reizvoller Weise hervor. Der erzbischöfliche Feld- und Hoftrompeter Vejvanovsky bevorzugte virtuose Clarino-Partien, was bei dieser CD gut zum Vorschein kommt. Ludwig Güttler möchte bei dieser sehr überzeugenden Einspielung Komponisten versammeln, die den Europagedanken zum Ausdruck bringen. Schon die überaus klangfarbenreich interpretierte Intrada für zwei Blechbläserensembles und Pauken von Pierro Torri beeindruckt aufgrund des plastisch herausgearbeiteten kontrapunktischen Geflechts. „Es ist ein Ros entsprungen“ als Paduane für vier Corni da Caccia, Horn, vier Posaunen und Bass-Tuba von William Brade fesselt aufgrund harmonischer Vielstimmigkeit, mit der der englische Renaissance-Meister dabei brilliert. Das Blechbläserensemble Ludwig Güttler musiziert dabei mit erstaunlicher Durchsichtigkeit. Bei der Missa „Alleluja“ a 26 für acht Solisten, zwei Chöre, sechs Trompeten, zwei Oboen, drei Posaunen, Pauken, Streicher und Basso continuo von Heinrich Ignaz Franz Biber überzeugen die zahlreichen dynamischen Kontraste in besonderer Weise. Das Sächsische Vocalensemble unterstreicht bei dieser transparenten Wiedergabe die Mehrchörigkeit. Trotz eines zuweilen grellen Klangbildes zeigt auch Georg Philipp Telemanns Kantate „Lobt Gott, ihr Christen allzugleich“ TWV 1 starken Klangfarbenreichtum und melodische Vielgestaltigkeit. Gelehrte Kontrapunktik und ausdrucksvolle Melodik wechseln sich hier reizvoll ab. Das lustvolle Konzertieren steht immer im Mittelpunkt. Eine interessante Entdeckung ist ferner die Sonate Nr. 3 in C-Dur für Trompete, Violine und Basso continuo von Gottfried Finger, wo die Form der Sonata da chiesa hervorsticht. „Wenn Finger für zwei Instrumente schreibt, dann unterhalten sie sich wie Personen zueinander“, so Ludwig Güttler. Finger folgte im Jahre 1687 dem Ruf König Jakobs II. und widmete seinem Londoner Dienstherrn eine bemerkenswerte Sonatensammlung. Die Kantate „Unser Mund ist voll Lachens“ BWV 110 von Johann Sebastian Bach gefällt hier mit gesanglicher Strahlkraft und viel Sinn für konzentrierte Themenkomplexe. Polyphone Kontraste werden vom Thomanerchor Leipzig wirkungsvoll betont. Grandios und herausragend ist dann die fulminante Wiedergabe des pompösen „Auszugs“ von Jean-Baptiste Lully. Kaskaden, Girlanden und Arabesken blühen in den Trompeten mit den Virtuosi Saxoniae unter Güttlers Leitung immer wieder glanzvoll auf. Die rhythmische Akzentuierung zeigt eine bemerkenswerte Wandlungsfähigkeit. Georg Friedrich Händels Chor „See, the Conqu’ring Hero Comes!“ HWV 63 aus dem Oratorium „Judas Maccabäus“ weckt eine pathetische Stimmung. Israel beweint in diesem Werk nämlich seine verlorengegangene Freiheit. Al-fesco-Wirkungen und festliche Klangpracht imponieren außerdem bei Antonio Vivaldis Gloria in D-Dur, wo die Motive und thematischen Verschränkungen hervorstechen. Herausragend ist hier der subtile Dialog von Sopran und Oboe mit Andrea Ihle und den Hallenser Madrigalisten bei der Arie „Domine Deus“. Man kann auf dieser CD reichhaltige Entdeckungen machen!
Alexander Walther