„Siegfried für Kinder“ in Lübeck. Die Nibelungen gegen den Strich gebürstet. Premiere am 24.11.2012
Von Horst Schinzel
Foto: Olaf Malzahn
Junge Mensche an klassische Musik heranzuführen, ist zweifellos eine der vornehmsten Aufgaben unserer Musiktheater. In Lübeck hat sich die von Margrit Dürr und Julian Metzger 2005 gegründete „Taschenoper“ dieser Aufgabe – mit Erfolg! – angenommen Jetzt hatte am Theater Lübeck deren neue Produktion „Siegfried für Kinder“ sehr frei nach Richard Wagner Premiere. Die beiden Prinzipale haben dazu Wagners „Ring“- der im Original um die fünfzehn Stunden dauert – auf rund hundert Minuten eingedampft und auch kräftig Hand an die Handlung gelegt. Die folgt weit mehr der ursprünglichen Sage als des Altmeisters aus Bayreuth tiefsinniger Dichtung. Überraschend: Am Ende bekommen sich Brünnhilde und Siegfried, wobei sich Brünnhilde des unseligen Ringes annimmt. Vieles bleibt in dieser Neufassung angedeutet. Vor allem hat sie starke Züge der Commedia del’Arte. Der Loge des Henning Kothe ist die lustige Figur und nimmt Kinder mit auf die Bühne, die Tücher als das Feuer um den Brünnhilden-Felsen schwenken und Gunthers hochzeit mit Winkelenten begleiten müssen.
Wie es überhaupt auf der Bühne in der Inszenierung von Sascha Mink und der Ausstattung von Katia Diegmann bunt zugeht. Der Siegfried des Thomas Andersson zieht mit dem Schwert Nothung in die Welt, um Abenteuer zu erleben. Und dazu gibt ihm das Spiel reichlich Gelegenheit, Julian Metzger hat Wagners Musik für die von Christoph Gottlob geleitete „Lemmy’s Brass“ mit fünf Blechbläsern transponiert.
Laut, aber Wagner ist wieder zu erkennen.
Überaus eindrucksvoll an diesem Nachmittag die Brünnhilde der Anja Eva Kreutzfeldt. Lübecks Musikfreunde erinnern sich der Künstlerin, die Anfang des Jahrtausends mehrere Jahre Mitglied des Ensembles der Lübecker Sommeroperette war. Inzwischen hat sich die Sängerin – die mittlerweile eine private Gesangsschule im Ostholsteinischen betreibt – staunenswert entwickelt. Neben ihr halten sich Margrit Dürr, Regine Gebhardt, Titus Witt und Jan Westendorff zum Teil in vielen Rollen tapfer mit schönen Stimmen und begeistern die Zuhörer, die den Nachmittag lang und anhaltend feiern.
Weitere Aufführungen: 25. November, 16 Uhr, 26. November, 11 Uhr, 27. November ,10 Uhr, .