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LÜBECK: MACBETH – Neueinstudierung als tiefenpsychologische Studie

12.01.2013 | KRITIKEN, Oper

Oper Lübeck: Verdi „Macbetto“. Neuinszenierung als tiefenpsychologische Studie

 Von Horst Schinzel


Alessandra Rezza, Gerard Quinn. Foto: Jochen Quast

 Der Gastregisseur Alberto Triola – an der Trave bereits durch eine hinreißende „Carmen“ –Inszenierung ausgewiesen – hat seine Einstudierung von Verdis vor rund 130 Jahren entstandener Oper „Macbetto“ in der zweiten Fassung von1865 als tiefenpsychologische Studie angelegt. Diese Konzeption hat den Vorzug, zum einen recht bemerkenswert zu sein, zum anderen das Konzept dieses Musikwerkes nicht sonderlich zu stören. Nach Triola wird Macbetto zum Massenmörder, weil seine Ehe mit der Lady kinderlos bleibt – zum einen, weil der Usurpator nicht zeugungsfähig ist, zum anderen, weil die Lady aus psychosomatischen Gründen keine Kinder bekommen kann. Aus einer ehebrecherischen Beziehung mit Banquo hat sie einen Bastard, der zu Beginn der Aufführung ums Leben kommt, was weder sie noch Macbetto sonderlich aufregt. Äußerlich drückt sich Triolas Regiekonzept in der Ausstattung der Hexen aus: Die werden zu Hebammen und Krankenschwestern in Nonnentracht.

Zu einem großen Ereignis wird dieser Abend bei der Premiere an diesem Freitag im weitgehend nur angedeuteten Bühnenbild von Tiziano Santi und den Kostümen von Manuel Pedretti durch die großen Stimmen von Gerard Quinn als Macbetto und der international erfahrenen Sopranistin Alessandra Rezzo. Beide leisten über drei Stunden hinweg Großartiges gesanglich wie darstellerisch. Als Macduff beeindruckt Dmitry Golovnin In weiteren Rollen gefallen Martin Blasius, Wioletta Hebrowska, Tomasz Myliwiec, Johan Hyunbong Choi und Youn-Soo Rau. Großartiges leistet der von Joseph Feigl einstudierte Chor.

Weit weniger gefallen kann die musikalische Leitung des Gastdirigenten Matteo Beltrami. Das Philharmonische Orchester kommt über weitere Strecken viel zu laut aus dem Graben. Oft haben Solisten und Chor Mühe, dagegen an zu singen. Der Maestro sollte seine Musiker um Etliches dämpfen….

Das Premierenpublikum – darunter erfreulich viele junge Besucher – ist hörbar beeindruckt. Nach vielem Szenenbeifall gibt es jubelnden Schlussbeifall, der alle Beteiligten einschließt.

 Weitere Aufführungen am 18. und 31. Januar, 19.30 Uhr

 

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