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LONDON/ Royal Opera House: NABUCCO

07.04.2013 | KRITIKEN, Oper

London: „NABUCCO“ – Royal Opera House 6.4.

Leider importierte London aus Milano die unsägliche Inszenierung von Daniele Abbado (ohne jegliche Charakterzeichnung), die sogar die Wiener Inszenierung von Günther Krämer unterbietet. Die Kostüme (Alison Chitty) waren ähnlich wie in Wien, allerdings sieht bei uns Abigaille glamouröser aus, wogegen sie in London bieder, ja hausbacken wirkte. Dessen ungeachtet sang Liudmyla Monastyrska großartig, und selbst die souverän bewältigten Spitzentöne und Intervallsprünge wiesen keinerlei Schärfen auf. Nicht nur sie, sondern auch die beiden anderen Hauptrollenträger waren in dieser Produktion schon an der Mailänder Scala aufgetreten. Vitalij Kowaljow sang mit schönem, weichem Bass einen erstklassigen Zaccaria, kam aber inszenierungsbedingt (so wie alle anderen Sänger) nicht recht zur Geltung. Leo Nucci fühlte sich in diesem Ambiente nicht recht wohl, und befand sich darüber hinaus nicht in bester Form, da die Stimme diesmal nicht so frisch wie sonst noch, sondern ein wenig verschleiert klang. Das besserte sich zwar nach der Pause, doch gelangen da die beiden Höhen im Gebet nicht optimal. Immerhin lieferte er seine beiden eingelegten As effektvoll ab. Dank seiner Routine und seines beispielhaften Verdi-Stils bot in der Titelpartie auch er eine noch erstklassige Leistung.

Marianna Pizzolato war – mit einer ausgezeichneten Arie im Finale – eine sehr gute Fenena, Andrea Caré gab mit gesunder Tenorstimme (und 1, 2 Schlampigkeiten) als Ismaele ein ordentliches Hausdebüt, und Robert Lloyd klang als Oberpriester des Baal müde. Dusika Bijelic (Anna) und David Butt Philip (Abdallo) ergänzten eher mäßig. Der von Renato Balsadonna geleitete Royal Opera Chorus bot eine exzellente Leistung.

Nicola Luisotti erwies sich einmal mehr als routinierter Verdi-Dirigent, unter dessen Leitung das ROH-Orchestra plastisch klang. Allerdings bot er vornehmlich aneinander gereihtes Stückwerk, bei welchem der große, verbindende Bogen nicht vorhanden war. Immerhin dirigierte er zügig und sängerfreundlich.

Gerhard Ottinger

 

 

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