LINZ/ Neues Musiktheater: DIE WALKÜRE am 17.5.2014
Michael Bedjai (Siegmund). Foto: Karl Forster/ Linzer Musiktheater
Wieder einmal zeigt sich: „Linz ist eine Reise wert“! Hier kann man erleben, dass es auch heute noch möglich ist, Wagner authentisch, intelligent und nicht verstaubt zu inszenieren.(Inszenierung: Uwe Eric Laufenberg, Bühne: Gisbert Jäkel, Kostüme: Antje Sternberg) Natürlich gibt es Details, die nicht allgemeine Zustimmung finden; die grundsätzliche Linie ist aber – wie auch schon im Rheingold – respektvoll und werksgetreu im positiven Sinn des Wortes gelungen. Bei der gestrigen Vorstellung erfreute das Bruckner–Orchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Dennis Russel Davies mit einer einfühlsamen und temperamentvollen Interpretation dieses komplexen Werkes, das nur bei hoher musikalischer Qualität die außergewöhnlich großen emotionalen Wirkungen entfalten kann. Die Virtuosität bei den Holzbläsern und der glänzende Streicherklang – besonders im Finale – ließen die geringen Blechschäden (diesmal nicht bei den Hörnern) vergessen. Spätestens mit dieser Produktion sollten die Debatten über eine „schlechte Akustik“ des Hauses beendet werden!
Gerd Grochowski hat sich seit dem Rheingold als Wotan weiterentwickelt und stellte einen stimmlich souveränen, wortdeutlichen Göttervater auf die Bühne. Sein großer Monolog im zweiten Akt wurde weniger als Sprechgesang sondern mehr als gewohnt gesungen interpretiert – eine interessante Variante! Der Abschied von Brünnhilde war berührend gespielt und gesungen; für den Loge-Ruf und die Betriebsanleitung der schützenden Lohe war noch genügend Kraft vorhanden.
Elena Nebera, eine bereits international renommierte Opern – und Liedsängerin, hatte mit der anspruchsvollen Partie der Brünnhilde keine Probleme und konnte sich daher voll auf die gefürchteten Hojotoho-Rufe als auch auf die Dialoge mit dem Vater konzentrieren. Die Stimme ist in allen Lagen schön und technisch sehr gut geführt, das Vibrato ist manchem vielleicht etwas zu intensiv, aber sicher noch weit weg vom „Wobble“.
Fricka, die zweite Frau im Umfeld Wotans wurde in dieser Vorstellung von Vaida Raginskyte sehr selbstbewusst und dynamisch dargestellt – und sehr gut gesungen. Die Altistin, die den Aufstieg von der Grimgerde zur Fricka geschafft hat, lässt keinen Zweifel aufkommen, wer in der Auseinandersetzung um das Wälsungenpaar die besseren Karten hat und bereitet dem „Feldherrn“ Wotan eine schmerzliche Niederlage. Eine etwas einfache, dafür aber sehr eindrucksvolle Darstellung der vielschichtigen Beziehung des Götterpaares.
Im menschlichen Teil der Handlung ging es auch gesanglich weniger göttlich zu.
Michael Bedjai war hörbar nicht fit und hatte mit der Rolle des Siegmund seine liebe Not. Wir haben ihn hier als ausgezeichneten Loge und in Wien in verschiedenen Rollen erlebt und er hat uns bisher immer überzeugt. Die Berichte von den vorigen Vorstellungen künden von guten Leistungen, deshalb wollen wir den gestrigen Auftritt nicht weiter beschreiben – wir verstehen nur nicht, warum er sich nicht ansagen ließ – damit hätte man negativen Beurteilungen die Basis entziehen können.
Die Sieglinde wurde vom jungen Ensemblemitglied Sonja Garnik, einer deutschen Sopranistin, passabel gesungen und etwas farblos dargestellt. Die Stimme erlaubt ihr eine gute Interpretation der Schwester und Geliebten, der strahlende Glanz, der im zweiten Akt schon zur Götterdämmerung zielt, stellt sich aber (noch) nicht ein.
Dominik Nekel ist ein junger, schwarzer Bass mit schönem Timbre und unglaublicher Mächtigkeit – sein Hunding ist ein stimmlicher Kraftlackel. Ein Rohdiamant, den es zu schleifen lohnt.
Die Walküren – Christa Ratzenböck (Gerhilde), Mari Moriya (Helmwige), Gotho Griesmeier (Ortlinde), Valentina Kutzarova (Waltraute), Judita Nagyova a. G. (Schwertleite), Kathryn Handsaker (Siegrune), Vaida Raginskyte (Grimgerde) und Inna Savchenko (Rossweisse) – bewältigten den Walkürenritt sängerisch zufriedenstellend; die temperamentvolle Darstellung der etwas grenzwertigen Gestaltung des „Heldeneinsammelns“ wurde mit der geringstmöglichen Peinlichkeit erledigt. Star dieser Szene war eindeutig der Hengst Sharkan, der sich als „gestandener Wagnerianer“ von der aufbrausenden Musik nicht irritieren ließ. Der 450 kg schwere Rappe besitzt Bühnenerfahrung – er hat in Linz schon bei Schiller’s Räuber mitgewirkt und Starallüren hat er auch schon: Zum Schlussvorhang ist er nicht erschienen.
Wir freuen uns schon auf den Siegfried.
Maria und Johann Jahnas