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LINZ/ Hotel Courtyard by Marriot: „NON(N)SENS“ – Tournee-Premiere im Saal Dachstein,

28.09.2024 | Allgemein, Operette/Musical

Linz: „NON(N)SENS“ – Tournee-Premiere im Hotel Courtyard by Marriott Linz, Saal Dachstein, 27. 09.204

Musical Comedy (mit Abendessen) von Dan Goggin, Deutsch von Markus Weber und Thomas Woitkewitsch, Bearbeitung Benjamin Baumann

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Schlussapplaus:Rehe, Ryff, Paul, Kentzel, Eberlein, Reinhard, Sonderegger. Foto: Petra und Helmut Huber

Die in Graz ausgebildeten Musicaldarstellerinnen Kira-Luisa Reinhard und Lisa-Maria Sonderegger lernten sich im für das darstellende Metier wahrlich nicht glücklichen Sommer 2020 kennen und beschlossen, den düsteren Aussichten zu Trotz, ein Veranstaltungsunternehmen für Dinner Shows und Konzerte zu gründen. Sitz von „The Musical Sound“ ist Leipzig.

Die neueste Produktion der Gesellschaft nimmt sich des zweitgrößten off-Broadway-Erfolges aller Zeiten (nach „The Fantasticks“) an, der am 12. Dezember 1985 Uraufführung hatte: „Nun(n)sense“, in der Regie von Karsten Kenzel, seit 2019 Ensemblemitglied am Linzer Landestheater. Wir erinnern uns an einen London-Aufenthalt im März 1986: „Interpreters“ (immerhin mit Maggie Smith und Edward Fox) oder „Cats“ oder „42nd Street“ – alles kein Problem; aber das „Nonnenmusical“ war auf die nächsten mindestens Monate ausverkauft… also, wir mußten fast 40 Jahre darauf warten, das Stück kennenzulernen. Hat es die Zeit gut überstanden?

Worum es geht: durch ein gastronomisches Mißgeschick sind auf einen Schlag 52 Mitglieder des Ordens „die kleinen Schwestern von Hoboken“ verstorben. 48 konnten mit den vorhandenen finanziellen Mitteln beerdigt werden, aber für die letzten vier Toten, in der Tiefkühltruhe zwischengelagert, fehlt das Geld, zumal auch frevlerweise ein i-pad angeschafft wurde. Also versuchen fünf der Nonnen, dieses mittels einer Benefizshow zu beschaffen.

Dafür nimmt man ordentlich Maß an alten Vaudeville-Traditionen, Ragtime, Blues & Swing, Soul, Funk und – im Sinne der heutigen Bearbeitung – Hip-Hop und Rap (auch bei der – von Konserve zugespielten – Musik war Karsten Kenzel maßgeblich, dazu Sanne Mieloo, ebenso von unserem Landestheater, wie auch die Choreographin Hannah Moana Paul). Präzise Zuspielung der playbacks von Frizz Fischer und des Videos von Bobby Cornford, allgemeine Tontechnik: Florian Burscha.

Gut, ein paar Witze wirken schon etwas angestaubt, vereinzelt trifft auch eine Pointe aus sprachlichen oder kulturellen Gründen nicht so richtig – aber damit hat sich es auch schon mit den Einwänden. Weit überwiegend glitzert und sprüht das Material aber, mit dem richtigen Crescendo über die Akte. Dazu: was die Akteurinnen an stimmlicher und darstellerischer Brillanz, Präzision und Tempo auspacken, ist so richtig atemberaubend! Verschnaufpausen in dem netto 100 Minuten langen Stück sind da nötig, und die werden durch die eingeschobenen Menüdurchgänge fürs Publikum gewährt. Wenig überraschend beginnt die Speisenfolge mit dem selben Gericht, das für die fatale Ausgangslage des Stückes gesorgt hat – aber das Publikum überlebt natürlich, und das mit von Akt zu Akt steigendem Vergnügen und Heiterkeit!

In der tourneetauglich einfach-zweckmäßigen Bühne (Philipp Spiegel & Annette Gralla, Licht: Ingo Achilles) sprechen, singen, tanzen und blödeln: die oft genug von der naiven Spontaneität ihrer Mitschwestern herausge- und überforderte Mutter Oberin Angela Eberlein, ihre Vize „Maria Hubert“ Kira-Luisa Reinhard, die natürlich alles besser könnte als die Chefin. Schwester Robert Anne wollte eigentlich Rapperin werden, welche Fähigkeit Jeanne Rehe, nebst Sicherheit in allen anderen Stilen, auch sehr schön demonstriert. Durch Unfall mit einem abstürzenden Kreuz wurde eine weitere Schwester zur „Maria Amnesia“, entzückend und vielschichtig dargestellt von Lisa-Maria Sonderegger. Eine sehr spezielle Fähigkeit bringt Noa Joanna Ryff mit: sie hat am Konservatorium von Fribourg auch Spitzentanz erlernt, den sie nicht nur in klassischer Weise demonstriert, sondern einmal auch mit Steptanz kombiniert – mit einer wohl einzigartige Kombination aus pointes und Stepplatten an den Füßen!

Für die – zunächst überwiegend klassische – Nonnenkleidung sorgte Kathi Herlbauer; in späteren Phasen des Stückes wirds schriller, nicht nur wegen eines verstecken Tutus…

Begeisterter Applaus des schließlich nicht nur von dem gelungen aufgefrischten Stück gut unterhaltenen, sondern auch angenehm gesättigten Publikums; am 28. 9. gibt es nochmals eine Aufführung im Hotel an der Linzer Franckstraße, und dann weitere in Österreich und Deutschland bis zum 20. Oktober, an dem die letzte Aufführung im hessischen Romrod programmiert ist.

 

Petra und Helmut Huber

 

 

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