Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LINZ: DER ROSENKAVALIER – Premiere der Wiederaufnahme

16.04.2013 | KRITIKEN, Oper

Neues Musiktheater Linz: „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss (Premiere der Wiederaufnahme: 15. 4.2013)


Valentina Kutzarova, Mari Moriya. Foto: Reinhard Winkler

 Am vierten Spieltag des am 12. April 2013 eröffneten Musiktheaters in Linz stand mit dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss der erste Opernklassiker auf dem Programm. Es war eine Wiederaufnahme einer vom Mai des Vorjahres stammenden Produktion (Koproduktion mit dem Theater Lübeck), die nun für das schmucke neue Opernhaus am Volksgarten adaptiert wurde.

 Die schon im kleineren Landestheater Linz gut angekommene Inszenierung von Anthony Pilavachi fand auch im neuen Musiktheater volle Anerkennung, wobei die große Drehbühne bei den herrlichen Klängen des getanzten Walzers besonders raffiniert eingesetzt war. Der Regisseur ließ die Oper „werktreu“ zur Zeit Maria Theresias um 1740 spielen und nahm bloß kleinere Änderungen vor, über die man schmunzeln konnte. So mutierte der kleine Mohr zum Liebesgott Amor – eine nette Idee, die man auf den vom Baron Ochs auf Lerchenau gesprochen Dialekt zurückführen könnte: „…a Mohr!“ Die opulente Inszenierung bot den Zuschauern prächtige Dekorationen, wie beispielsweise ein großes Himmelbett mit einer Krone aus silbernen Rosen und vielen Spiegelwänden, in denen sich die Darsteller, meist in eleganten Barockgewändern, verwirrend oft mehrfach spiegelten (Bühne und Kostüme: Tatjana Ivschina). Die phantastische Walzerseligkeit dieser Meisteroper von Richard Strauss war von Guido Markowitz sehr einfallsreich und sinnlich choreographiert. Ein kleiner Wermutstropfen der Aufführung waren die technischen Probleme bei den Übertiteln. Im ersten Akt kaum lesbar, im zweiten Totalausfall, erst im dritten Akt konnten die Zuschauer die Texte von Hugo von Hofmannsthal gut lesen.

 Trotzdem kann von einem Augen- und Ohrenschmaus gesprochen werden. Für letzteren sorgte in erster Linie das bestens disponierte Bruckner-Orchester Linz unter ihrem Leiter Dennis Russell Davies, dessen Dirigat die herrlich melodische Kraft der meisterhaften Partitur des Komponisten voll zum Erblühen brachte. Und in zweiter Linie das durchwegs exzellente Sängerensemble, aus dem Anne Schwanewilms als Marschallin noch besonders herausragte. Wie sie mit jeder Geste in ihrem eleganten Barockkleid Erotik und Sinnlichkeit ausstrahlte, war bemerkenswert. Beeindruckend, wie sie gleiches mit ihrer schillernden Sopranstimme bewirkte. Octavian, dargestellt von der bulgarischen Mezzosopranistin Valentina Kutzarova, musste ihr verfallen! Sie gab einen jungen, etwas ungestümen Liebhaber, wobei ihre Stimme wunderbar mit jener der Marschallin harmonierte. Ebenso wie der Sopran der jungen Japanerin Mari Moriya, die ihre Rolle als Sophie mit engelsgleicher Stimme und köstlichem Humor spielte. Ihr Terzett im dritten Akt war einer der musikalischen Höhepunkte des Abends.

 Für viele andere Höhepunkte sorgte Kurt Rydl als Baron Ochs auf Lerchenau, wohl eine seiner Paraderollen. Wie er mit seinem kernigen Bass den blasierten, eingebildeten Kerl gab, war Sonderklasse und begeisterte das Publikum von der ersten bis zur letzten Szene. Als Herr von Faninal dürfte der Bariton Clemens Unterreiner eingesprungen sein, da er als einziger nicht im gedruckten Programmheft aufscheint. Mit kräftiger Stimme und zurückhaltendem Spiel löste er seine Rolle erstklassig.

 Aus dem riesigen Ensemble wären noch zu nennen: die Mezzosopranistin Christa Ratzenböck als Intrigantin Annina, die Sopranistin Cheryl Lichter als drollige Jungfer Leitmetzerin, die Tenöre Pedro Velázquez Diaz als italienischer Sänger, Matthäus Schmidlechner als Intrigant Valzacchi und Csaba Grünfelder als Haushofmeister bei der Feldmarschallin.

 Das Publikum, das sich in den Pausengesprächen auch von der „tollen Akustik im neuen Opernhaus“ begeistert zeigte, zollte am Schluss der mehr als viereinhalbstündigen Vorstellung allen Mitwirkenden lang anhaltenden Beifall und bejubelte vor allem „Feldmarschallin“ Anne Schwanewilms, „Octavian“ Valentina Kutzarova, „Ochs“ Kurt Rydl sowie das Bruckner-Orchester und seinen Dirigenten Dennis Russell Davies.

 Udo Pacolt, Wien – München

 

 

 

Diese Seite drucken