Kurzbericht – Konzert des Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst zum Auftakt des Int. Brucknerfestes Linz 2014, am 13.9.2014
Foto: Klaus Billand
Am gestrigen Abend trat der ehemalige GMD der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, – mit großer Spannung in Linz erwartet – an das Pult seines Cleveland Orchestra im Brucknerhaus und erntete mit einem interessanten und guten Konzertabend beim Linzer Publikum begeisterten Applaus.
Zunächst stand die „Akademische Festouvertüre“ op. 80 von Johannes Brahms auf dem Programm, die Brahms zusammen mit der „Tragischen Ouvertüre“ op. 81 im Sommer 1880 in Bad Ischl komponierte. Über das „Geschwisterpaar“ soll er gesagt haben: „Die eine lacht, die andere weint“. Die „lachende“ lässt alte Studentenweisen mit großer Lebensfreude anklingen, deutlich hörte man zum fulminanten Ende das „Gaudeamus igitur“ heraus…
Das folgende Stück vom zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann (1973), „Flûte en suite“, zeigte des Ersten Flötisten des Cleveland Orchestra, Joshua Smith, der auch als Kammermusiker und Lehrer tätig ist, mit einer Glanzleistung an der Flöte, die das fünfsätzige Stück dominiert und auf facettenreiche Weise von einzelnen Orchestergruppen kommentiert und reflektiert wird. Die UA 2011 war der Schlusspunkt von Widmanns zweijähriger Residenz beim Cleveland Orchestra. Er bezeichnet das Stück im Gegensatz zu seinen „epischen“ Instrumentalkonzerten, wie dem Cello-, Violin- oder Oboenkonzert, als „wesentlich kleinteiligere suitenartige Anordnung verschiedener Tanzformen.“ Immer wieder beeindrucken die dunklen Töne der Flöte und geben dem Instrument einen sonst in dieser Form nicht bekannten Charakter. Im Schlusssatz komponierte Widmann Passagen der „2. Orchestersuite in h-Moll“ für Flöte und Streicher von Johannes Sebastian Bach hinein, die auf komplexe Weise durch seine neuen Tonfolgen und -farben variiert und in gewisser Weise „dekomponiert“ wurde. Riesenapplaus für Smith!
Joshua Smith, Franz Welser-Möst. Foto: Klaus Billand
Nach der Pause kam dann der Klassiker, die „Symphonie Nr. 1 c-Moll“ op. 68 von Johannes Brahms, als erster Teil einer dreiteiligen Konzertreihe beim diesjährigen Brucknerfest, bei dem FWM bis zum 18. September alle vier Brahms-Symphonien spielen wird. Man merkte, dass das Orchester mit dem Chefdirigenten hier in seinem Element war, denn es war eine Darbietung von großer Prägnanz und Intensität, wobei der Schwerpunkt eher auf den großen symphonischen Höhepunkten lag. Dem zahlreich erschienenen Premierenpublikum hat es sehr gefallen.
Heute wird das Internationale Brucknerfest 2014 offiziell im Beisein von Bundespräsident Heinz Fischer feierlich eröffnet, wobei es das Eröffnungskonzert des Bruckner Orchesters Linz unter Dennis Russel Davies am Abend im Brucknerhaus gegeben wird und am Nachmittag die erste Reprise der Neuinszenierung der Oper „Ulenspiegel“ von Walter Braunfels im Rahmen von EntArteOpera in der Tabakfabrik aufgeführt wird. Berichte folgen.
Klaus Billand aus Linz