Leo Lukas
MÖRDER POINTEN
Kriminalroman
240 Seiten, Carl Ueberreuter Verlag, 2022
Also, einmal abgesehen davon, dass schon die erste topographische Angabe des Buchs nicht stimmt, denn die Badner Bahn fährt nicht „vor dem Hotel Bristol“ ab, sondern vis à vis (da liegt noch die ganze Ringstraße dazwischen) – abgesehen davon fühlt sich der Leser bei Leo Lukas, so er seinen vorangegangenen Roman „Mörder Quoten“ gelesen hat, sofort auf vertrautem Terrain. Denn er begegnet wieder dem seltsam-mysteriösen Auftragsmörder Bravo, der schon durch das erst Buch gehuscht ist.
Auch wieder dabei: „Pez“ eigentlich Peter Szily, hier nicht mehr, wie im ersten Buch, Ich-Erzähler. Er ist von Beruf Kabarettist und Comedian, aber offenbar öfters mit der Aufklärung von Morden beschäftigt. Und wieder kommt die Kriminalinspektorin Karin Fux, die hier eine größere Rolle hat als im ersten Buch. Also – Killer, Komiker, Kriminalistin, wie man so schön zu Werbezwecken alliterieren kann…
Anfangs sterben drei Kabarettstars innerhalb von Tagen, kein Wunder, dass die Polizei von einem Serienmörder ausgeht. Unheimlicherweise baut der Autor mitten im Buch das Ich-Geständnis eines (einer?) noch Unbekannten ein, der/die schon drei „Zeugen seiner Schande“ erledigt hat, aber von weiteren spricht. Logisch, dass einer davon Pez sein könnte…
Der wiederum lockt – in einer absolut und total unglaubwürdigen Sequenz – den Auftragsmörder in eine Falle, in der Absicht, diesen auf der Suche nach dem Täter einzuschalten. Der Mann hat schließlich Expertise und Verbindungen in die dunkelsten Kreise…
Leider bleibt die Handlung dann längere Zeit stehen. Bravo recherchiert, Petz auch, die Polizei desgleichen, aber es geschieht nicht wirklich etwas. Immerhin kann man sich dabei unterhalten, dass Bravo offenbar ein versierter Lokalhistoriker ist (nur bei den Wiener Straßenbahnen gerät Autor Leo Lukas in Verwirrung, das Volkstheater liegt nicht wirklich an der Straßenbahnlinie 2, und wenn ich mal beim Eiles bin, kann ich auch nicht mehr in den 1er umsteigen.) So wird viel Interessante erzählt, während er sich zwischen Wallfahrtskirchlein oben und Kanälen unten umtut. Wer so etwas gerne liest, wird das mögen.
Das Warten auf den nächsten Mord dauert allerdings, Pez freundet sich intim mit Ellen, der Schwester von einem der Opfer an (aber, wie man aus dem ersten Buch weiß, hat er nicht viel Glück mit seinen Freundinnen), Bravo (der diesmal ein bisschen blass ausfällt) zeigt, wie man sich in Wien (die Handlung spielt auch in Graz und Linz) per anonymem Taxi mit jeder Menge Drogen eindeckt.
Vor allem geht es dem Autor auch darum, Gegenwart einzubringen – ein bisschen Covid und viel von den gegenwärtigen politischen Skandalen, wo er sich kaum die Mühe nimmt, Namen und Fakten so zu verändern, dass man nicht todsicher wüsste, wer gemeint ist.
Minigolf kommt auch vor, und vor jedem Kapitel gibt es Golf-Fakten, Witze und Variationen zum titelgebenden Wort „Pointe“. Ein hübsches Spielchen (im vorigen Buch waren es G’stanzeln und Speisekarten). Mal sehen, was dem Autor im nächsten Buch einfällt. Denn Bravo geistert noch immer herum, und Pez auch.
Renate Wagner