Lech am Arlberg: „LECH CLASSIC FESTIVAL – Eröffnungskonzert“
„Beethoven forever!“ 2.8.2021
Copyright: Lech Classic-Festival
Im zauberhaften Bergdorf Lech/Arlberg findet zum 9. Mal das kleine, aber feine Classic Festival im Zeichen von Ludwig van Beethoven statt. Die Lecher Trachtenkapelle empfängt die Gäste am begrünten Dach der Sporthalle Lech musikalisch, die Sonne kämpft sich zwischen die dramatischen Wolken und das wundervolle Bergpanorama verzaubert zusätzlich schon vor dem ersten Konzert. Nach dem Einzug des Lech Festival Orchesters wird das Festival mit der Festansprache der Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums Wien, Frau Sabine Haag, eröffnet. Sie ehrt Beethoven als Tonkünstler, Erneuerer, Visionär, Weltbürger und Humanist und bezeichnet den Komponisten auch als Naturliebhaber, der in seinen Werken seine Natur-Wahrnehmungen von seinen täglichen Spaziergängen und Wanderungen einfließen ließ und sich in dieser herrlich-gebirgigen Landschaft am Arlberg sicher wohl gefühlt hätte.
Jasminka Stančul. Copyright: Lech Classic-Festival
Am (etwas dumpf klingenden) Fazioli Flügel nimmt die serbisch-österreichische Pianistin Jasminka Stančul Platz und startet mit explosiven Akkorden und schneller Fingerfertigkeit Beethovens 5. und letztes Klavierkonzert mit Orchester in Es-Dur op.73. Die virtuose Musikerin gewann 1989 den Internationalen Beethoven-Wettbewerb und zeigt im 1. Satz prächtige Klavierpassagen mit viel Schwung und bringt beeindruckende Stimmungswechsel. Begleitet wird sie vom großartigen Orchester unter dem fachkundigen Dirigat von Michael Güttler. Mit intensivem Spiel, Leidenschaft und der Sonne, die immer wieder durch die Dachfenster schimmert, kann die Musikerin herrliche Emotionen erzeugen. Der 2. Satz wirkt getragener mit ruhigem, friedlich klingendem Beginn. Das Zusammenspiel zwischen der – ohne Partitur spielenden – Klaviervirtuosin und dem Orchester ist von hervorragender Harmonie getragen und kann auch im 3. heitereren Satz vollkommen überzeugen. Großer Jubel und eine herzliche Umarmung zwischen Stančul und dem Dirigenten führen das Publikum in die Pause.
Michael Güttler. Copyright: Lech Classic-Festival
Im 2. Teil des Abends erleben wir zuerst drei Solisten der „Wiener Szene“: der Wiener Gottlieb Wallisch am Klavier, Violoncellist Sebastian Bru von den Wiener Philharmonikern – ebenfalls in der Bundeshauptstadt geboren – und der Konzertmeister der Wiener Symphoniker, Dalibor Karvay an der Violine. Sie interpretieren das „Tripelkonzert“ mit Orchester in C-Dur op. 56. Es ist bestimmt eine große Leistung, drei so fantastische Musiker zu gewinnen, die Beethovens selten gespieltes Konzert (bei dem der Part der Solisten sehr stark betont wird), so eindrucksvoll darbieten können. Da Maestro Güttler mit dem Rücken zu den 3 Musikern dirigiert, wird die Feinabstimmung untereinander sicherlich noch herausfordernder. Geiger und Cellist sind fast ständig im Blickkontakt, oft auch lächelnd und sich zunickend. Die Musiker können mit Dynamik und exaktem Einsatz die vielen Richtungswechsel einleiten und die Musik des Komponisten einmal fröhlich, dann wieder langsamer und ruhiger vortragen. Eine herausragende Vorführung, die die Gäste in der Halle zum Toben bringt. Als Zugabe wird der 3. Satz von Haydns „Zigeunertrio“ gebracht und das Rondo Thema mit einem „neckischen“ Piano vermittelt den Zuhörern nicht nur mitreißenden Klänge, sondern auch, wie viel Spaß die drei Künstler beim miteinander musizieren haben.
Copyright: Lech Classic-Festival
Zuletzt steht die Schlachtensinfonie op. 91 (auch „Wellingtons Sieg“ genannt) auf dem Programm. Von Donner und Knallklängen der Tiroler Schützen aus St. Anton und aus Pettneu, die sich vor der Halle aufstellen, begleitet, beginnt das Spektakel: die „Schlacht am Arlberg“. Mit Trommeln und Trompeten zieht die Trachtenkapelle Lech mit britischer Fahne von rechts ein, danach der 2. Teil der Musiker von der anderen Seite mit der französischen Flagge. Nach den „Aufforderungen“ der Trompeten von „beiden Flanken des Publikums“ zum Kampf, steigert sich die Musik langsam, während es draußen unentwegt kracht – die Schlacht ist im Gange. Ein kurzes, zartes Zwischenspiel leitet das Ende der kriegerischen Auseinandersetzung ein – es folgen triumphale Siegesfanfaren. Zuletzt dirigiert der Mann am Pult noch die britische Hymne „God save the Queen“ (am 21. 6. 1813 gewannen die Briten die Schlacht bei Vittoria) und gibt das Schlusszeichen für den finalen Schuss. Nach dem Konzert können noch die aufspielende Trachtenkapelle und die salutierenden Schützenkompanien von den Besuchern bewundert werden.
Ein vielfältiges, spannendes Beethoven-Programm (mit „Fidelio“, Sinfonien und Konzerten für Klavier oder Violine) wird noch täglich bis 8.8. (Donnerstag ist Probentag) in Lech/Arlberg präsentiert und man darf sich sehr darauf freuen!
Susanne Lukas