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LANGENLOIS/ Schloss Haindorf: DER OPERNBALL . Operette von Richard Heuberger. Premiere

22.07.2022 | Allgemein, Operette/Musical

LANGENLOIS/ Schloss Haindorf: DER OPERNBALL von Richard Heuberger

am 21.7.2022 (Premiere)

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Cornelia Horak, Erwin Belakowitsch. Foto: Barbara Palffy

Marketingtechnisch und publicitymässig mag es ja nahegelegen sein, dass Neo-Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz (seit jüngstem auch mit dem Professorentitel versehen) in seiner zweiten Saison in Langenlois seine landesweite Popularität als Opernball-Kommentator dazu benützt, um Heubergers eher selten gespieltem Werk „Der Opernball“ auch zu mehr Popularität zu verhelfen (naturgemäß war auch ein sehr bekannter Baumeister bei der Premiere anwesend).

Ob diese Wahl aber wirklich eine auch künstlerisch gute war, steht auf einem anderen Blatt.

Heubergers „Opernball“ ist nun einmal ein One-Hit-Wonder: denn außer dem überirdisch schönen und einschmeichelnd erotischen Schlager „Komm mit mir ins Chambre Séparée“ ist halt musikalisch nicht viel los. Hinzu kommt, dass allzuviel geredet wird und die Handlung(und ihr Ausgang) von der ersten Minute an vorhersehbar ist. Sie ist nebstbei platter und banaler und unlustiger als selbst der schlechteste Feydeau oder Labiche (die beiden haben aber nie etwas Schlechtes geschrieben).

Peter Lund ist an und für sich ein großartiger Operettenregisseur: man denke nur an seine genialische (und völlig zurecht mit mehreren Musiktheaterpreisen überhäufte „Axel an der Himmelstür“ – Inszenierung an der Wiener Volksoper. Was ihm (der auch sein eigener Bühnenbildner ist) hier aber (nicht) eingefallen ist, entzieht sich meinem Verständnis. Sein plakatives und urhässliches Bühnenbild wird nur noch „getoppt“ von den urgrauslichen, wahrscheinlich au einem verstaubten Fundus stammenden, bei längerem Hinschauen möglicherweise Augenkrebs verursachenden Kostümen von Daria Kornysheva.

Man fühlt sich zurückversetzt in die 70er-Jahre, in irgendeine Sommertheaterklamotte irgendwo in der Provinz. Unbegreiflich.

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Erwin Belakowitsch, Julia Koci, Cornelia Horak, Boris Eder. Foto: Barbara Palffy/

Musikalisch hingegen ist alles in Butter. Cornelia Horak ist eine unglaublich erotische und seitensprungverstehende Ehegattin und Theresa Dax ein ungeheuer sexyes Dienstmädchen, bei dem man versteht, dass alle mit ihr ins Chambre Séparée gehen wollen. Aber auch der Rest des Ensembles (Boris Eder, Erwin Belakowitsch, Elke Hartmann etc.) singt und spielt hervorragend, leider gehandicapt durch die groteskesten Haartoupets, die man sich nur vorstellen kann (und Julia Koci steht eine blonde Perücke nun einmal wirklich nicht) und die zwangsläufig zur Outrage und zur Karikatur verleiten.

Das Ganze wird zusammengehalten vom Wagner-und Hindemith-gestählten Kapellmeister Gerald Priessnitz, der aber auch die leichte Muse sehr ernst nimmt. Es musiziert das Wiener Kammerorchester.

Professor Wagner-Trenkwitz hat sich übrigens auch noch die Rolle einer männlichen Häuslfrau in den 3.Akt geschrieben – was 1.vollkommen überflüssig ist (und nur die Partie aufhält) und 2. leider auch nicht so lustig, wie er wohl dachte…

Es gibt soooo viele selten gespielte Operetten(die aber Meisterwerke sind!) von Kalman, Lehar und Johann Strauss – bitte sie in Hinkunft in Betracht ziehen (auch wenn sie keinen Bezug zum Opernball aufweisen), Herr Intendant!

Robert Quitta, Langenlois

 

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