Schlossfestspiele Langenlois: „DAS DREIMÄDERLHAUS“ – 4.8.2012
Rochaden im sommerlichen Operettenland
Uwe Theimer
Mit dem „Dreimäderlhaus“ endet heuer die Intendanz des Gründers und langjährigen Leiters der Schlossfestspiele Langenlois. Nach 17 Saisonen wechselt Dirigent Uwe Theimer von der Weinviertler Winzerhochburg Langenlois in die burgenländische Winzerhochburg Mörbisch. Vom Winzerdorf des idyllischen Parks von Schloß Haindorf in die Großmarkt-Arena im Schilfgürtel des Neusiedlersees.
Dagmar Schellenberger, die neue Intendantin der Seefestspiele Mörbisch ab 2013 in der Nachfolge von Harald Serafin, hat sich Uwe Theimer als Musikdirektor ins Burgenland geholt. Uwe Theimer wäre schon noch in Langenlois geblieben. Doch die Kulturabteilung des Land Niederösterreich sucht, als wesentlicher Subventionsgeber, nach neuen Positionierungen in ihrer sommerlichen Event- und Tourismuskultur. Für Schloss Hof werden für die Zukunft eher barocke Opernspektakel angepeilt (für 2013 ist jedenfalls noch Mozarts „Entführung aus dem Serail“ geplant). Für Langenlois wünscht man eine kleines Ruckerl in Richtung neumodischer operettig. Doch Theimer – künstlerischer Leiter des Wiener Opernball Orchesters, bestens Wiener Volksopern-erprobt, emeritierter Universitätsprofessor – hat in seinen Programmierungen durch die Jahre auf das Konzept gesetzt, die alten Wiener Operetten, goldene und silberne, dem Publikum möglichst so getreu zu präsentieren, wie es der gelebten heimischen Tradition entspricht. Ohne Modernisierung der Partitur, ohne zeitgeistig aufgemascherlte Dramaturgie und Inszenierungen. Mit einigen kleineren Erneuerungen könnte es also unter dem neu bestellten Intendanten Andreas Stöhr ab 2013 weiter gehen. Der Wiener Stöhr, als Dirigent in Frankreich, Skandinavien, Deutschland gefragt, in Österreich jedoch weniger bekannt, hat für 2013 „Wiener Blut“ angekündigt. Auf einer gewissen Sparschiene wird wahrscheinlich gefahren werden müssen. Und er darf die ersten zwei Saisonen nicht selbst ans Dirigentenpult treten. So steht´s jedenfalls in seinem Vertrag.
Heinrich Bertés so erfolgreiches Potpourri von Schubert-Melodien für sein musikalisch souverän arrangiertes „Das Dreimäderlhaus“ (1916) nun zum sanften Ausklang einer Ära. Der Salzburger Jungregisseur Rudolf Frey hat das Pendeln zwischen biedermeierlicher Lebensfreude und tiefgründigem Sentiment auf der hier in Schlosspark stets nur karg geschmückten Bühne nicht so ganz zwingend in den Griff bekommen. Wohl auch verständlich. Die Pluspunkte des Abends: Bariton Erwin Belakowitsch als mit warmem Timbre kultiviert singender Schubert Franzl. Und dass sich mit Claudia Goebl, Christina Sidak und Anna Katharina Tonauer drei heimische Talente als munteres Dreimäderlgestirn Hannerl, Hederl, Haiderl präsentieren durften. Das Wiener Opernball Orchester – drei Jahrzehnte nun schon weltweit aufspielend, mit 29 Einsätzen beim Wiener Opernball – hat unter Chef Theimer dazu distinguiert den gefühlvollen Schubert-Berté-Sound zum Abschied abgeliefert.
Meinhard Rüdenauer