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KULTUR AUF DER MESSE BRÜNN: Von Tschechiens Jugendstil-Ikone Alfons Mucha bis zum Roboter YuMi

03.10.2018 | Allgemein, Themen Kultur


Copyright: Brünner Messe

Kultur auf der Messe Brünn: Von Tschechiens Jugendstil-Ikone Alfons Mucha bis zum Roboter YuMi 

Anno dazumal – soll heißen vor hundert und mehr Jahren, zu des Kaisers Zeiten – ist es eine Kulturachse gewesen. Von Wien Richtung Brünn und umgekehrt. Heute gibt es eine gut funktionierende Wirtschaftsachse zu dem östlichen Nachbarn. Wäre schön, wenn Wien auch heute noch etwas kulturell Wertvolles an dieses nahe Ziel exportieren könnte. Ist nicht so: Die Stadt Wien, auf die große Tradition vergangener Tage zurück blickend, hat sich zu einem wohlhabenden Importeur von Kunst und Künstlern rückentwickelt (aktuell: die desolaten Wiener Festwochen, die einkaufsverrückten Musicalbühnen der Stadt, anderes mehr). Immerhin werden von Österreich dem wirtschaftlich aufgeblühten Tschechien nach wie vor Top-Produkte wie moderne Maschinenbau-Techniken oder Auto-Zulieferungen serviert. Die Wirtschaftsachse ist nach wie vor im sehr gutem Zustand. Aufgepasst aber, Tschechien (mit dem wenigsten Arbeitslosen in der gesamten EU) ist zum Hightech-Land geworden: Die eigenen Firmen des Landes expandieren, erweisen sich höchst kreativ bei der Findung moderner Technologien wie etwa Nano-Fasern oder einer neuen Roboter-Generation. YuMi oder ARCOR lassen surrend grüßen. Andererseits aber: Auch China streckt seine Hände hierher aus.

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Alfons Mucha. Foto: Mucha Foundation

Brünn setzt mit einigem Aufwand in der Tourismuswerbung mit Lockrufen für seine modernen Bauten des frühen 20. Jahrhunderts, etwa die Villa Tugendhat. Oder auch die eleganten Jugendstil-Hallen auf dem Brünner Messegelände zählen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Und Veletrhy Brno, die weltweit werbende Messe Brünn, zeigt auf ihrer immens ausgedehnten Anlage bis Ende dieses Jahres eine imposante Ausstellung mit Werken von Tschechiens Art Nouveau-Ikone Alfons Mucha (1860 bis 1939). Die dekorativen riesigen Tafelbilder seines „Das Slawische Epos“ reichen bis auf die Decke einer großen Ausstellungshalle hinauf. Muchas historische Phantasiebilder in ihrer imponierenden Größe erzählen in eher düsteren Farben und mit überbordenden wie psychisch prägnanten Menschenschilderungen von den ‚Slawen in ihrer Urheimat‘, der ‚Verteidigung von Sziget‘ oder der ‚Schule der mährischen Brüder in Ivancice‘ (ist Muchas Geburtsstadt nahe Brünn). Verkaufsschlage sind im Gegensatz zu diesen gigantischen Unikaten die Reproduktionen von Muchas unzähligen berühmten Grafiken und Werbeplakaten (Moet & Chandon, Nestlé) aus seinen Wirkungsstätten München, Paris, New York, Prag. Und umrankt von ornamentalen Blüten: schöne Frauen, Frauen, Frauen – Comédie-Francaise-Weltsstar Sarah Bernhardt (hier: Bernhardtová) wie dezent erotisch lockende weibliche Schönheiten in allen Figurationen, in allen Jahreszeiten.

Aber auch Liebhaber alter Autos oder frühester Straßenbahngarnituren dürfen hier auf dem Brünner Messegelände neben den neuesten Roboter-Erfindungen bestaunt werden. Vehikel aus den historischen Automobil-Jahren: ‚Omega‘ wurde das 1923 in Brünn erste gebaute Auto benannt. Oder das ärodynamische Cabriolet ‚AEO 50 Dynamik‘ lässt sich ebenfalls bewundern. Doch zurück zur Achse Wien – Brünn:  Advantage Austrianennt sich in Tschechien die Initiative der Aussenwirtschaft Österreich, der um bilaterale Beziehungen und um geschäftliche Verflechtungen erfolgreich bemühten heimischen Wirtschaftstreibenden. Die aktuelle Kulturpolitik der Stadt Wien kann hier allerdings keine markantes nachbarliches Kreativprofil vorweisen. Da …. da eben viele Wien modern-Werbesprüche geklopft werden, es dabei aber nicht an wendigen Einkaufsmanagern, doch in den politischen Strategien an geistreichen schöpferischen Köpfen fehlt. 

Info: www.bvv.cz

Meinhard Rüdenauer

 

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