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Kramar / Beyerl: WIENERWALD FÜR ENTDECKER

21.05.2016 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

BuchCover  Wienerwald für Entdecker

Konrad Kramar / Beppo Beyerl:
WIENERWALD FÜR ENTDECKER
15 Spaziergänge auf historischen Spuren
224 Seiten, Amalthea Verlag, 2016

Wozu in die Ferne schweifen? heißt es so richtig, und offenbar weiß man nie genug über das Gute, das so nahe liegt. Zwei Journalisten, die offenbar gehfest sind, gleicherweise historisch interessiert wie bewandert, nämlich Konrad Kramar und Beppo Beyerl, bieten nun mit ihrem Buch „Wienerwald für Entdecker“, das nur optisch „schmal“ ist, Erstaunliches.

Ihre „15 Spaziergänge auf historischen Spuren“ beginnen bei Kahlenberg und Leopoldsberg und führen tief in den Süden, bis Baden, Vöslau und Berndorf. Sie finden überall viel, und sie schildern es akkurat so, dass man es bei Lust und Laune wirklich nachwandern kann – zu Schlössern, Kapellen, Grabmälern, Tempelchen, Denkmälern, alten Häusern, Ruinen.

Dabei sind die Autoren auch so nett, sich an Historisches zu erinnern, das es gar nicht mehr gibt – etwa das in den Biographien von Sigmund Freud immer wieder erwähnte Schlosssanatorium Bellevue am Cobenzl, ebenso am Zahn der Zeit zugrunde gegangen wie das einst offenbar überaus prunkvolle Schloß Cobenzl. Immerhin, es gibt viele historische Aufnahmen, das Gedenken funktioniert über die Dokumente auch. Dennoch schön, sich „live“ auf die Spuren zu setzen…

Menschen tauchen aus dem Dunkel der Geschichte: Im Zusammenhang mit dem Fürstlichen Park von Neuwaldegg beispielsweise jener Feldherr Franz Moritz Graf Lacy, dessen Familie es zu den Habsburgern verschlagen hatte, von dem man erfährt, dass er mit Kaiser Joseph II. wohl mehr als nur eine freundschaftliche (hier wird behauptet: intime) Beziehung verband, und der sich ein Grabmal bauen ließ, das jenem des verehrten Jean Jacques Rousseau nachgestaltet wurde – wahrlich, man lernt nie aus…

Man wandert mit Stifter durch die Brühl und lernt mit Schnitzler in Vöslau schwimmen, trifft den Vater von Franz Joseph auf der Sophienalpe und gedenkt beim Agnesbründl der großen Babenberger-Gattin von Leopold III. – ein wahres Schwelgen in der Historie, festgemacht an historischen Persönlichkeiten, zum Lesevergnügen nahe gebracht.

Die Autoren bieten im übrigen am Ende jedes Kapitels genaue Anweisungen, wie man die Orte per Straßenbahn, Bus oder Bahn erreicht und wie viele Stunden man für die einzelnen Ausflüge veranschlagen muss.

Und was machen jene, die immer nur Auto fahren? Die sind arm dran… denn ihnen entgeht viel Schönes, das man nur „ergehen“ kann.

Renate Wagner

 

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