Klare Worte eines Weltstars: Eine Soirée mit Matti Salminen in der Kölner Oper am Dom
Von Andrea Matzker
Am Aufführungsort des derzeitigen, viel besprochenen Parsifals lud das Kölner Opernhaus zu einem Abend mit dem weltbekannten Bass. Die Veranstaltung war völlig ausverkauft, im Publikum waren viele bekannte Sänger und Kollegen aus der gemeinsamen Zeit in Köln, wie zum Beispiel Helen und Klaus Donath, Eva Tamassy oder die große alte Dame Erika de Heer, die mit allen Sängern im Kölner Haus unvergessen sämtliche Partien einstudiert hat. Andere, die nicht persönlich anwesend sein konnten, wurden zugeschaltet, wie zum Beispiel der 93-jährige Carlos Feller, Hannelore Bode, die sehr humorvoll vom traurigen Schicksal eines Basses in der Opernwelt erzählte, oder auch Marek Janowski, der Salminen u.a. als „absolutes Unikat“ weltweit in der Rolle des Hagen bezeichnete. Georg Kehren, der sich hervorragend vorbereitet hatte, bot zum Augen- und Ohrenschmaus verschiedenste Schätzchen aus den Archiven des Hauses. Viele Fotos in Maske und vor allem herrliche Tonaufnahmen bis hin zum Debüt 1972 in Köln wurden dargeboten. Mit 27 Jahren wurde Salminen damals Ensemblemitglied an der Kölner Oper und ist allen Kölnern seitdem unvergessen, nicht nur als Sarastro. Die Rollen eines Basses beschränken sich ja leider hauptsächlich auf den Pfarrer, den Teufel, den König oder den Knecht. Die Liebhaber werden meistens von anderen gesungen, deshalb gibt es auch selten große Liebesszenen auf der Bühne mit einem Bass. Als Gurnemanz backt er nun Brot in Köln. Ein findiger Fan hatte ihm denn auch zur Begrüßung ein Brotbackbuch auf die Interviewcouch gelegt. Inzwischen ist er Profi geworden und backt seiner Frau jeden Morgen frische Brötchen. Nach 40 verschiedenen Partien in Köln und 40 Jahren weltweiter Gesangskarriere steht er immer noch auf der Bühne, versucht dabei lediglich, sein Repertoire ein wenig einzugrenzen und sich mehr Freizeit zu gönnen. Als typischer Finne verbringt er diese gerne am Wasser. Ein wesentlicher Grundsatz seiner Karriere ist: „Ich kann mit dem Mittelmaß nichts anfangen; da bin ich ganz brutal. Unseren Beruf kann man nicht in Büchern lernen, nur in der Praxis.“
Salminen war im Alter von von 6 bis13 Jahren der höchstmögliche Knabensopran und staunte nicht schlecht, als er eines Morgens mit einer Stimme, die drei Oktaven tiefer lag, wieder aufwachte. Von Haus aus ist er gelernter Tischler, erstellte Möbel auf einer Werft für Schiffe zwischen 07:00 und 16:00 Uhr, von 17:00 bis 20:00 Uhr ging er auf die Musikschule, und von 20:30 Uhr bis 01:30 Uhr machte er Tanzmusik. „Hauptberuflich bin ich Schlagersänger. Die Elemente die man dazu braucht, sollte man als klassischer Sänger unbedingt beherrschen. Seinen Blickwinkel sollte man in jeder Richtung öffnen, und erst dann kann man eventuell etwas werden. Es gibt zu viele Scharlatane in unserem Bereich. Ein Ton muss Inhalt haben, eine schöne Stimme allein bedeutet gar nichts für mich.“
Die schwerste Partie in seinem Leben war eindeutig die in der „Schweigsamen Frau“. Aber er ist froh, dass er sie gesungen hat. Nach über zwei Stunden endete das interessante Interview dementsprechend mit dem Monolog des Morosus: „Wie schön ist doch das Leben“. Matti Salminen, der sogenannte „Fels in der Brandung“ – so Reiner E. Moritz in der Dokumentation „Bässe wachsen nicht auf Bäumen“ -, freut sich, wieder in Köln zu sein, und die Kölner sind glücklich, dass er da ist und vor allem noch so herrlich singt.
Matti Salminen, der Geehrte. Foto: Andrea Matzker
Zu ihm gingen viele Opernbesucher nach der Hommage: Auch Bepi Valenti feiert „50 Jahre Da Pebi“ am Opernhaus Köln. Foto: Andrea Matzker
Operndirektorin Dr. Birgit Meyer und Helen Donath. Foto: Andrea Matzker
Ansturm der Autogrammjäger auf Matti Salminen. Foto: Andrea Matzker
Helen Donath und Matti Salminen im Gespräch. Foto: Andrea Matzker
Matti Salminen und Erika de Heer. Foto: Andrea Matzker