Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

KÖLN: DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG

12.04.2012 | KRITIKEN, Oper

Köln: Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg,  Ostersonntag, 8.4.2012

 UWE ERIK LAUFENBERG gelingt es seit seiner Amtszeit als Intendant, die Kölner Oper wieder qualitativ unter die Top 10, wenn nicht gar Top 5 der Opernhäuser in Deutschland zu katapultieren. Und das ist umso erstaunlicher, weil ihm bis heute, seitens der Politik, fast monatlich Steine in den Weg gelegt werden. Finanziell dümpelt das Opernhaus der Millionenstadt Köln nämlich noch immer im Zweitliganiveau.

Seine Interpretation der Meistersinger wurde bereits während der Premierenserie, die zugleich sein Amtsantritt war, hinlänglich besprochen. Nun gibt es eine Wiederaufnahme mit stets wechselnden Besetzungen in den Hauptpartien.

Der Regie gelingt vor allem der 2. Akt und die Schusterstube, während das der erste doch durch die massiven Holzbänke, auf denen die Meister beharrlich sitzen, sehr zementiert ist. Im Schlussbild überdeckt wieder einmal Videokunst die Leistungen der Darsteller, -schade. Erwähnenswert sind die aufwendigen KostümeTOBIAS HOHEISELs.

 Viel hängt von den Darstellern ab, denen die Szene Freiheiten ermöglicht. Am Ostersonntag jedoch in der zufällig gesehenen Konstellation war manches Werktagssingen zu hören.

Bei den Neuzugängen konnte vor allem BARBARA HAVEMAN als ausladend singende Eva kräftig punkten. Ihr schönes Timbre und die ausgeglichene Stimmführung würden ihr noch größeren Mut zum Piano ermöglichen. STEFAN VINKE als Stolzing singt mit Aplomb und Risikofreude. Seinen soliden Tenor reißt er in der Höhe zwar etwas sehr auf, aber übersteht die gefürchteten Preislieder ohne Blessuren. Das Paar macht auch szenisch eine mehr als gute Figur.

MARTIN KOCH vom Kölner Ensemble setzt seinen Tenor leicht und charakterisierungsfreudig als David ein und wird so zum einem der Publikumslieblinge wie Beckmesser ADRIAN ERÖD, der   gekonnt mangelndes bassbaritonales Volumen durch prägnante Diktion und pointierte Rollengestaltung ersetzt.

Gar nicht warm wird der Rezensent mit THOMAS JESATKO als Hans Sachs. Ihm fehlt sowohl die Ausstrahlung für diese charismatische Rolle wie die stimmlich- heldenbaritonalen Mittel. Staubtrocken, zwar mit guter Artikulation, jedoch ohne modulations- und legatofähige Bögen deklamiert er pflichtbewußt diese Mammutpartie, als wäre er sein eigener Lehrbube.

OLIVER ZWARG ist ein Gewinn gegenüber der Premierenserie als potent-hellklingender Kothner.

BJARNI THOR KRISTINSSEN ist Urgestein als Pogner in dieser Produktion mit eigentimbriertem raumfüllenden Bass. Ebenso freut man sich über eine Wiederbegegnung mit DALIA SCHAECHTERs üppig gestaltender Magdalene. Der Nachtwächter YOUNG DOO PARK läßt mit schönem lyrischen Bass aufhorchen. Die Ensembles der Lehrbuben und Meister sind gut studiert.

 Das Gürzenich -Orchester unter MARKUS STENZ musiziert mit dem traditionsbewußtem Wissen um die Partitur. Klangvoll, stilsicher und farbenreich ertönt Wagners Partitur aus dem Graben. Manchmal wäre etwas zurückhaltenderes Musizieren von Vorteil gewesen, zumal einige Sänger doch sehr lyrisch besetzt waren.

 Das nicht vollbesetzte Auditorium zollt großen Beifall. Gespannt darf man auf diverse Sänger-Kombinationen in den nächsten Aufführungen sein, die hoffentlich besser besucht sein werden.

 Damian Kern

 

 

Diese Seite drucken