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KÖLN: Joseph Beuys in der Kölner Domschatzkammer

20.03.2022 | Allgemein, Ausstellungen

Joseph Beuys in der Kölner Domschatzkammer

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger

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Joseph Beuys in der Kölner Domschatzkammer. Foto: Andrea Matzker

Selbst viele echte Kölner wussten bis jetzt nicht, dass Joseph Beuys eng in die Gestaltung der Türen im Südquerhausportal des Kölner Domes involviert und eingebunden war. Deren Gestaltung wurde 1947-1954 dem Künstler Ewald Mataré anvertraut, dessen Meisterschüler damals Joseph Beuys war. Der Professor betraute seinen Schüler nicht nur mit der Gestaltung und den Entwürfen zu den Türen, sondern auch mit der Beschaffung der Materialien, die damals sehr schwer zu finden waren. Beuys begab sich selbst in eine vom Krieg zerstörte Villa in Meerbusch, deren Schwimmbad noch über viele Mosaiksteinchen verfügte, die er einsammeln durfte. Weiterhin erstellte er selbst auch viele Mosaiksteinchen aus Natur- und Marmorstücken, die er anschließend verwenden konnte.

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Joseph Beuys: Das brennende Köln, 1953. Detail Morituri te salutant. Foto: Andrea Matzker

So zeigt die sogenannte Bischofstüre das Wappen und den Wahlspruch des damals amtierenden Erzbischofs Josef Kardinal Frings, sowie den Bischofsstab und den Kardinalshut. Das Mosaik des Wappens enthält in der linken Hälfte ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund als Zeichen des Kölner Metropolitankapitels und in der rechten Hälfte neun goldene Kugeln auf rotem Grund als Hinweis auf die Stadt Neuss, den Geburtsort des Erzbischofs. Darunter steht sein Wahlspruch „Pro hominibus constitutus“ – „Für die Menschen bestellt“. Weiterhin sind die sieben Gaben des Heiligen Geistes dargestellt, die gleichzeitig die christlichen Tugenden des Bischofsamtes versinnbildlichen sollen.

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oseph Beuys (ohne Titel) 1980, mit Lichtreflex wie ungefähr-ursprünglich-vorgesehen.

Während der Gestaltung des Kreuzes fügte Beuys in seiner Mitte auf dem Bischofswappen seinen eigenen Rasierspiegel ein, denn er wollte, dass dieses Kreuz ein Licht warf durch die Reflexion der Sonne. Mataré war damit auch sehr zufrieden. Aber bei den vielen anschließenden Renovierungsarbeiten der herausgefallenen Mosaiksteinchen ging der Spiegel offenbar verloren und wurde schließlich durch einfache schwarze Steinchen ersetzt. Mataré äußerte sich damals zur Arbeit seines Meisterschülers: „Mein Schüler Beuys bewährte sich auf das Beste, war auch beim Setzen der Felder äußerst gewandt und brauchbar.“

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Joseph Beuys: Das brennende Köln , 1953. Detailfoto: Andrea Matzker

Die Pfingsttüre zeigt das brennende Köln nach einem Entwurf seines Lehrers. Nur der Dom als Sinnbild der Kirche steht unversehrt zwischen der in Flammen stehenden Stadt während des Zweiten Weltkrieges. Ein Nachguss des beeindruckenden Reliefs ist auch in der Ausstellung zu sehen. Außer dem Dom zeigt es ausschließlich brennende Häuser, und oben rechts am Rand grüßt der Tod. Mataré schrieb 1950 in sein Tagebuch: „Meine Schüler Beuys [sowie Franke] haben mir gut geholfen, besonders der erste, der mal ein sehr guter Bildhauer werden wird. Er hat ein ausgesprochen rhythmisches Gefühl, und dabei eine bewundernswerte Ausdauer, beides unerlässliche Vorbedingungen. Im Grunde genommen ist man eigentlich schon das, was man für andere zu werden verspricht, so denkend, kann man nicht allzu viel vom Unterricht halten, ‘den Seinen gibt‘s der Herr im Schlaf‘.“ Im Nachhinein äußerte sich Beuys dazu, dass er selbst das Thema der brennenden Stadt höchstwahrscheinlich anders dargestellt hätte.

Die zauberhafte, im wahrsten Sinne des Wortes überschaubare, kleine, aber feine Ausstellung am ehrwürdigsten Ort der Stadt Köln zeigt noch bis zum 24. Juli 2022 eine vielseitige Auswahl an Zeichnungen, Entwürfen und plastischen Werken aus dem Frühwerk des Künstlers, die äußerst kunst- und liebevoll von der Kuratorin Leonie Becks und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angeordnet und zur Schau gestellt wurden. Zur Ausstellung gibt es auch einen Katalog und vielfache Führungen. Während der Eröffnung der Ausstellung ernannte Dombaumeister Peter Füssenich Joseph Beuys postum zum offiziellen „Mitarbeiter der Dombauhütte“.

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Joseph Beuys. Porträtbüste 1947. Foto: Andrea Matzker

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Joseph Beuys: Weihwasserbecken mit Schweisstuch der Veronika. Foto: Andrea Matzker

Andrea Matzker & Dr. Egon Schlesinger

 

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