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KLAGENFURT/ Stadttheater: LES PECHEUR DE PERLES – konzertante Premiere

14.04.2013 | KRITIKEN, Oper

 Klagenfurt: „LES PECHEUR DE PERLES“ – „DIE PERLENFISCHER“ (Premiere:13.4.2013)


Foto: Stadttheater Klagenfurt

Das Kärntner Publikum ist unzufrieden. Denn bis auf wenige Ausnahmen trafen die bisherigen Inszenierungen der neuen Intendanz des Stadttheaters Klagenfurt von Florian Scholz nicht seinen Geschmack. Vielen waren die Ideen und Konzeptionen der überwiegend jungen Regisseure zu extrem und kaum nachvollziehbar. Sie straften das Haus immer mehr durch Abwesenheit.

Diese Gefahr besteht nun bei der neuesten musikalischen Produktion in keinster Weise, denn diese wird in konzertanter Form aufgeführt: „Les Pecheur de perles“ von Georges Bizet. Das frühe Werk des französischen Meisters, dessen Uraufführung 1863 in Paris ein ausgesprochener Misserfolg war, reicht zwar an seine Hitschleuder „Carmen“ nicht heran. Aber das  Musikdrama von zwei Jugendfreunden, die nach Perlen tauchen und die gleiche Frau lieben, auf diese jedoch wegen ihrer Freundschaft verzichten wollen, kann auch über eine reiche Auswahl von ausgesprochen schöner, „perlender“ Musik aufwarten: Ohne auf die folkloristische Musik Ceylons Bezug zu nehmen, schuf Bizet einen orientalisch anmutenden Ton, indem er fremdartige Tonleitern, bizarre Harmonien oder außergewöhnliche Instrumentierungen einsetzte, die rein seiner eigenen Fantasie entsprangen. Mit diesem exotischen Sujet folgte Bizet einer Strömung seiner Zeit, in der großes Interesse an außereuropäischer Kultur herrschte. Ein Tribut an die damalige Exotismus Mode.
Und das Stück verfügt auch über einen wirklichen Ohrwurm: „Au fond du temple saint…“–„Der Tempel Brahmas strahlt“: Es ist das populäre Freundschaftsduett von Tenor und Bariton, das auch später in der Oper immer wieder in verschiedensten Varianten anklingt.

Erfreulich, dass es gelang, für Klagenfurt exzellente Stimmen zu engagieren: Der junge, südkoreanische Tenor Yosep Kang, Gewinner zahlreicher Preise und derzeit Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin, singt den Nadir mit wunderbarem Schmelz, feinen Nuancen und  müheloser, sicherer Höhe. Ungemein kraftvoll aber auch mit angenehm weichem Bariton hört man als seinen Freund aber auch Rivalen in Sachen Frauen Peter Mazalán, ein Ensemblemitglied des Hauses, als Zurga. Allerdings ist die Diktion des jungen Slowaken schwer verständlich. Der heiß umgarnte weibliche Part in dieser Dreiecksgeschichte  ist Evgeniya Sotnikova als Priesterin Leíla. Bei ihr kann man sich an einem sehr flexiblen und fein phrasierenden Sopran erfreuen. Zudem weiß sie mit großer Empfindsamkeit zu berühren. Die junge Russin hat hier am Haus kürzlich schon als Ilia in Mozarts „Idomeneo“ für Furore gesorgt. Etwas eindimensional orgelnd, was allerdings auch in der Rolle des Hohenpriesters Nourabad liegt, hört man das Ensemblemitglied David Steffens.
Der von Günter Wallner bestens einstudierte, vielbeschäftigte Chor des Stadttheaters singt homogen, klangschön und meist präzise.

Das Kärntner Sinfonieorchester spielt zwar nicht immer präzise dafür aber unter dem souveränen Dirigat von Peter Marschik, dem diesen Sommer scheidenden Chefdirigenten des Stadttheaters, sehr durchhörbar, feinsinnig und sängerfreundlich.

Große Freude im Publikum, das sich diesmal nicht über die Regie den Kopf zerbrechen musste.

Helmut Christian Mayer

 

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